Buchtipp : Frederick FORSYTH, Cobra. (Rezension)

Frederick FORSYTH, Cobra.

USA/Drogenhandel/Thriller/

 Frederick FORSYTH: Cobra.
Frederick FORSYTH: Cobra. Roman.
(The cobra., 2010)
398 S, ISBN: 978-3-570-10004-2
München-Gütersloh: Bertelsmann, 2010
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Die Kokainhändler werden zu Terroristen erklärt.
Die Idee, eine bestimmte chemische Substanz im Kokain zur terroristischen Waffe und damit die Kokainhändler zu Terroristen zu erklären, hat auf den ersten Blick einiges für sich. Denn für diesen Kampf lassen sich in den USA praktisch unbegrenzt Mittel und Ressourcen requirieren.
Aufgrund eines persönlichen Erlebnisses beauftragt der amerikanische Präsident (der eine große Ähnlichkeit mit Obama hat) den Direktor der Drogenbekämpfungsbehörde DEA, ein Dossier über den Drogenhandel und die Möglichkeiten seiner Bekämpfung zusammenzustellen. Und er beauftragt anschließend den Direktor der Homeland Security, jemanden für diesen Kampf zu finden.
Ausgewählt wird der einige Jahre zuvor entlassene Chef der Gegenspionage der CIA, Paul Devereaux, genannt "die Cobra". Ein tiefgläubiger, aber in der Verfolgung seiner Ziele unerbittlicher Katholik und eine insgesamt schillernde Figur: "Die Cobra wusste, was wirkliche Geheimhaltung war: Ein Geheimnis zwischen drei Männern konnte man nur bewahren, wenn zwei von ihnen tot waren."
Dieser macht den Vorschlag, den Drogenhandel zum terroristischen Akt zu erklären, fordert unbegrenzte Mittel und die Unterstützung durch alle Behörden und neun Monate Vorbereitungszeit.
Devereaux bekommt alles über eine Präsidentenorder, und die Vorbereitungen für diesen Krieg laufen an. Hauptakteur wird Calvin Dexter, ebenfalls ein Veteran und bekannt aus "Der Rächer", wo er Devereaux einmal ausgetrickst hat. Ziel ist, das marktbeherrschende kolumbianische Kokain-Kartell, das sich alle anderen Kartelle unterworfen hat und für den größten Teil der Kokainproduktion verantwortlich ist, mit allen Mitteln zu zerstören.
Mit der von Forsyth gewohnten akribischen Recherche beschreibt er auf verschiedenen Ebenen und Schauplätzen die Vorbereitungen und die Maßnahmen - wobei sich natürlich nicht überprüfen lässt, was nun Tatsache, Halbwahrheit und frei erfunden ist. Luft- und Wasserwege werden überwacht, Flugzeuge und Schiffe abgefangen und zerstört. Denn das sind ja terroristische Einrichtungen, und da haben Rechtsstaat und Menschenrechte schon mal Pause.
Und hierin liegt die grundsätzliche konzeptionelle Schwäche des Romans. Menschenrechte sind im Kampf gegen das Böse (= Drogenhändler = Terroristen) nur hinderlich. Homeland Security, NSA und alle anderen Geheimdienste sind natürlich die Guten, die geschlossen diesen Kampf unterstützen. Obwohl die USA mit dem Kampf gegen die Prohibition in den 1930er-Jahren eigentlich nur die Erfahrung machen konnten, daß damit das organisierte Verbrechen befördert wurde. Obwohl schon jetzt Milliarden weitgehend erfolglos in den Kampf gegen Drogen investiert werden, scheint das einzige Mittel eine Verschärfung dieses Kampfes auf einem höheren Niveau zu sein. Alternative Strategien, wie etwa die kontrollierte Freigabe, werden als liberale Spinnerei lächerlich gemacht: "Der Richter war ein notorischer Bürgerrechtsfanatiker, der als Privatmann dafür war, Kokain zu legalisieren, weil er es selbst nahm".
Fazit: Ohne jeden Grauwert wird hier eine schwarz-weiße Welt der Bösen und des Guten entworfen, in der das Böse nicht nur bekämpft, sondern mit allen Mitteln vernichtet werden muß - auch wenn die Mittel unmittelbar dem Repertoire der Bösen entnommen werden. Offen bleibt, ob Forsyth mit dem etwas überraschenden Ende den Kampf ironisieren möchte…

Im Leben war Roberto Cardenas ein rauer, harter, skrupelloser Mann gewesen. Im Tode war er eine Leiche wie jede andere. Sie bestand aus fünf Teilen, als die Kettensäge ihre Arbeit beendet hatte.
Er hatte nur eine Tochter gehabt. Und er hatte sie sehr geliebt.

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