Buchtipp : Christian von DITFURTH, Schatten des Wahns. (Rezension)

Christian von DITFURTH, Schatten des Wahns.

Hamburg/Krimi/

 Christian von DITFURTH: Schatten des Wahns.
Christian von DITFURTH: Schatten des Wahns. Stachelmanns dritter Fall.
Stachelmann 3
(zuerst 2006), 400 S., ISBN: 978-3-462-03943-6
Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2007
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Dr. Josef Maria Stachelmann will nicht daran glauben, daß sein Freund aus alten Studentenzeiten, Kommissar Oskar (Ossi) Winter, den Freitod gewählt hat. Noch dazu mit Tramal und einem Insulinspray. Wenn überhaupt, dann hätte er sich wohl erschossen, in einer dramatischen Aktion.
Außerdem lag da auf seinem Tisch eine alte Akte über den Thingstättenmord, der 30 Jahre zuvor in Heidelberg passierte. Jene Zeit und jener Ort, in der Stachelmann und Winter dort studierten, für die Weltrevolution und gegen den Kapitalismus kämpften. Und es stellt sich heraus, daß Ossi kurz vor seinem Tod selbst in Heidelberg war. Steht sein Tod damit in Zusammenhang? Hatte er etwas entdeckt, was zu seiner Ermordung führte?
Stachelmann, der eigentlich an seiner Habil arbeiten sollte und vom Institutsvorstand ein Ultimatum bekommen hatte, kann es nicht lassen, nach Heidelberg zu reisen und Nachforschungen anzustellen. Damit begibt er sich in seine eigene Vergangenheit und muß sich ihr nochmals stellen.
Leider hat der Plot einen grundlegenden Konstruktionsfehler, den man erst am Ende erkennt und der die Geschichte mehr als unglaubwürdig macht. Dazu kommt, daß der Autor womöglich hier seine eigene Geschichte aufgearbeitet hat, denn im Gegensatz zur Auseinandersetzung mit der Nazi-Vergangenheit (1. Roman) und der ehemaligen DDR (2. Roman) fehlt hier die Distanz, der Blick von oben. Stachelmann rechtfertigt sich für seine Vergangenheit und bezeichnet sie immer als unverständlichen Irrtum.
Fazit: Stachelmanns dritter Fall kann nicht an die beiden vorhergehenden anschließen, zu langatmig läuft die Geschichte, zu unbefriedigend ist das Ende, zu sehr drängen sich die Marotten dieses Sonderlings hervor.

Was wir damals erlebt haben. Das war einiges. Natürlich, von heute aus betrachtet war vieles absurd, was wir getrieben haben. Eine Karikatur auf längst geschlagenen Schlachten. Klassenkampf, und da gab es Sekten mit Zentralkomitee und Politbüro, die taten so, als wären sie die Führer der Arbeiterklasse. Überhaupt, die Arbeiterklasse als revolutionäres Subjekt, wie es so schön hieß, was für eine Lachnummer. Aber das Schlimmste ist, dass ich mitgemacht habe damals. Dass ich so irre war.

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