Buchtipp : Friedrich DÖNHOFF, Savoy Blues. (Rezension)

Friedrich DÖNHOFF, Savoy Blues.

Hamburg/Krimi/

 Friedrich DÖNHOFF: Savoy Blues.
Friedrich DÖNHOFF: Savoy Blues. Ein Fall für Sebastian Fink.
312 S, ISBN: 978-3-257-23747-4
Zürich: Diogenes TB-Verlag, 2008
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Gerechtigkeit auf Erden.
Hauptkommissar Sebastian Fink tritt seine neue Stelle bei der Hamburger Kriminalpolizei an. Sein erster Fall ist ein toter pensionierter Postbote, gestorben an einer Überdosis Insulin. Was zunächst wie ein Versehen des Pflegers aussieht, der den alten Mann betreut hat, erweist sich bald als Mord.
Während Fink noch sein Team einrichtet, geschieht ein zweiter Mord: diesmal ist es ein wieder entdeckter alter Musiker, der mit einer Coverversion des Swing-Songs von Louis Armstrong aus den 1930er-Jahren den Hit des Sommers gelandet hat - Savoy Blues. Auch er stirbt an einer Überdosis Insulin. Doch was verbindet die beiden Opfer, außer, daß sie alte Männer waren? DJ Jack hatte bei seinem Auftritt in einer Fernsehshow offensichtlich jemanden im Publikum entdeckt, der ihn zutiefst verstörte. Möglicherweise gibt es noch einen dritten, ein weitere potentielles Opfer.
Fink entdeckt schließlich, daß die Verbindung zwischen den Opfern in der Vergangenheit liegt. Sie waren während der Nazi-Zeit sogenannte Swingboys. Eine Gruppe von jungen Männern und Frauen, teilweise noch Jugendliche, die sich dem Kulturterror der Nazis nicht unwerfen wollten. Diese hatten Swing als "amerikanische Negermusik" und das Tanzen verboten. Wer erwischt wurde, wurde streng bestraft und kam oft ins Konzentrationslager.
Fazit: Friedrich Dönhoff handelt in seinem Krimierstling das Thema des kulturellen Widerstandes gegen die nationalsozialistische Herrschaft durchaus souverän ab. Und er stellt die Frage, ob der Einzelne Gerechtigkeit herstellen darf, und was objektiv als Gerechtigkeit erscheint. Gerichte sprechen im besten Fall Recht, aber können sie Gerechtigkeit für den Einzelnen herstellen? Aber natürlich darf sich niemand das Recht nehmen, selbst Gerechtigkeit zu übern - denn das ist Selbstjustiz. Leider hat der Roman außer der Verhandlung dieser Fragen nicht viel zu bieten: von Polizeiarbeit hat Dönhoff scheints wenig Ahnung, Handlung und Dialoge schleppen sich etwas mühsam dahin, oft hört man das Papier rascheln. Kein wirklich gelungener Einstieg, knapp drei Sterne.

Viele Swingboys und -girls wurden mit der grünen Minna abtransportiert und ins Untersuchungsgefängnis zum Verhör gebracht. Von da kamen sie meist ins Jugendgefängnis, wo sie oft ziemlich lange blieben.
Manche tauchten erst nach Monaten wieder aus dem Gefängnis auf und waren total verängstigt. ... Es waren harte Zeiten für jene, die sich den Vorstellungen der Nazis nicht anpassen wollten.

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