Buchtipp : Virginia DOYLE, Das Totenschiff von Altona. (Rezension)

Virginia DOYLE, Das Totenschiff von Altona.

Hamburg/Historischer Krimi/

 Virginia DOYLE: Das Totenschiff von Altona.
Virginia DOYLE: Das Totenschiff von Altona. Ein historischer Kriminalroman.
446 S, ISBN: 978-3-499-23153-7
Reinbeck: Rowohlt TB-Verlag, 2003
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Ein führungsloses Schiff treibt in den Hafen von Altona. Die Besatzung und die Passagiere sind tot, der Kapitän an den Mast genagelt. Nur eine junge Frau hat überlebt, und wird von einem Mann in Uniform gerettet? Entführt?
Das Schiff war ein Auswandererschiff des hamburgischen Großreders Godefries, auf dem die Vorschriften für den Transport von Auswanderern grob mißachtet wurden. Bald stellt sich heraus, daß auf dem Schiff aufgrund der schlechten hygienischen Verhältnisse eine Seuche ausgebrochen war,
Jacques Pistoux, Küchenchef im Hotel l'Europe an der Binnenalster (heute die Europa-Passage), soll ein Galadinner für Godefries ausrichten. Nach der Besprechung in Godefries Villa kann er dessen Tochter Henriette bei einem Kutschenunfall behilflich sein und verliebt sich in sie.
Bei dem Galadinner für Henriette Godefries wird in einem Nebenraum ein Mann ermordet, den Pistoux kurz zuvor bei der Villa von Godefries gesehen hatte. Und neben ihm liegt der Fächer Henriettes, den Pistoux an sich nimmt. Bald darauf wird die Schwester des Ermordeten, ein Dienstmädchen im Hotel, unter Mordverdacht verhaftet.
Pistoux Interesse an dem Fall ist geweckt, und bei seinen Versuchen, die Hintergründe aufzudecken, gerät er selbst in Gefahr.
Das Interessante an dem Roman ist weniger der Kriminalfall, dessen Auflösung etwas konstruiert wirkt, sondern die sehr stimmige Schilderung des Lebens und Alltags in Hamburg am Ende des 19. Jahrhunderts: auf der Reeperbahn schlagen die Reeper zwar noch ihre Seile, aber bald schon werden sie enteignet und ein Vergnügungsviertel wird dort entstehen. Das enge Gängeviertel mit seinen katastrophalen Wohnverhältnissen besteht noch.
Fazit: Der Krimi von Virginia DOYLE (pseud. von Robert Brack) ist nicht unbedingt besonders spannend, aber doch für alle, die am historischen Hamburg interessiert sind, sehr empfehlenswert. Und als Draufgabe gibt es noch das Hamburg-Kochbuch des Jacques Pistoux mit einigen interessanten Rezepten.

Sie nickte nachdenklich. Vielleicht konnte ihr jemand während der Überfahrt das Schreiben beibringen. Dann würdde sie ihren neuen Namen buchstabieren lernen und als neuer Mensch ein neues Leben in der Neuen Welt beginnen. Sie musste wieder lächeln.
Der Dampfer erzitterte. Langsam löste er sich vom Anleger und schob sich zwischen die anderen Schiffe in die Mitte des Stroms. 'Können Sie schreiben?' fragte sie.

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