Buchtipp : Leonardo SCIASCIA, Jedem das Seine. (Rezension)

Leonardo SCIASCIA, Jedem das Seine.

Sizilien/Krimi/

 Leonardo SCIASCIA: Jedem das Seine.
Leonardo SCIASCIA: Jedem das Seine. Ein sizilianischer Kriminalroman.
(A ciascuno il suo., 1961)
139 S, ISBN: 978-3-8031-2597-2
Berlin: Klaus Wagenbach, 2012
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Sizilien ist anders.
Der Apotheker in einem kleinen Ort erhält einen Drohbrief: "Dieser Brief ist Dein Todesurteil, für das, was Du getan hast, mußt Du sterben". Alle Honoratioren halten den Brief für einen Scherz - aber zwei Tage später wird der Apotheker bei einem Jagdausflug ermordet. Gibt es doch einen dunklen Fleck in seiner Vergangenheit? Etwa eine heimliche Liebesgeschichte? Eine junge Frau, die oft in der Apotheke war, wird verdächtigt und verliert sofort ihren guten Ruf, die Verlobung mit ihr gelöst. Dabei hatte sie in der Apotheke nur Medikamente für ihren kranken Bruder geholt.
Ebenfalls ermordet wurde der Jagdbegleiter des Apothekers, der Arzt Rosello. Ein Kollateralschaden, vermuten die Honoratioren und die Polizei. Die Polizei tappt im Dunklen, aber dem Lehrer Laurana war aufgefallen, daß die ausgeschnittenen Buchstaben des Drohbriefs aus dem "Osservatore romano" stammten. Nur zwei Personen im Ort beziehen diese Zeitung: der Pfarrer und der Dekan, der mit dem Doktor verschwägert war. Und in Laurana keimt der Verdacht, daß Rosello das eigentliche Ziel des Anschlags war.
Der Verdacht erhärtet sich, als Laurana zufällig einen alten Schulfreund trifft, der inzwischen Abgeordneter in Rom geworden ist. Dieser erzählt ihm, daß Doktor Rosello ihn vor einiger Zeit besucht habe, um abzuschätzen, ob er gegen einen korrupten Ortsbewohner vorgehen könnte. Aber Laurana geht mit seinem Wissen nicht zur Polizei, auch nachdem er erfährt, um welchen Dorfbewohner es ging.
Fazit: Der sizilianische Autor Leonardo Sciascia beschreibt einige für Sizilien besonders typische Verhaltensweisen: der Ruf einer Frau ist sofort beschädigt, wenn sie auch nur im Verdacht steht, zu oft bei einem Mann gesehen worden zu sein. Dacia MARAINI beschreibt diese archaische Vorstellung von Ehre genauer in ihrem Buch Bagheria. Und zum anderen die Doppelbödigkeit der Konversation: alle wissen über bestimmte Dinge Bescheid, es wird viel miteinander gesprochen - aber über diese Dinge nicht oder erst dann, wenn es zu spät ist.

An dem Punkt, den er jetzt erreicht hatte, blieb nichts übrig, als die Sache auf sich beruhen zu lassen und nicht mehr daran zu denken. Sie war ein Zeitvertreib für die Ferien gewesen, und bei Lichte besehen. sogar ein ziemlich unsinniger. Nun begann die Schule wieder und damit das lästige Hin und Her zwischen Dorf und Provinzhaupstadt.

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