Wappen VietnamVietnamFlagge Vietnam

Vietnam - Landeskunde

Geografie - Bevölkerung - Politische Symbole - Politisches System - Wirtschaft - Daten

Geografie

Vietnam ist ein langgestrecktes Land zwischen dem 23. und dem 8. Grad nördlicher Breite und bildet den Abschluß des kontinentalen Südostasien. Es grenzt an Kambodscha (1.158 km), Laos (2.161 km) und China (1.297 km). Die Länge der Küsten beträgt 3.444 km (ohne Inseln).

Vietnam Karte
Vietnam Karte
Quelle: The World Factbook

Landschaftsgliederung

Bei einer Nord-Süd-Ausdehnung von rund 1.700 km ist es wie ein „S” geformt und wird deshalb oft als „Bambusstange mit zwei Reisschalen” beschrieben. Die eine „Reisschale” bildet der Norden mit dem 14.700 km² großen Roten-Fluss-Delta. Die gebogene „Tragestange” in der Mitte, teilweise nur 50 km breit, besteht aus dem schmalen Küstenstreifen und den bis zu 2000 m hohen Annamitischen Kordilleren. Die südliche „Reisschale” wird vor allem von dem 40.000 km² großen Mekong-Delta geformt.

Fünf Landschaften lassen sich unterscheiden:

  • das Yunnan-Hochland: eine Gebirgslandschaft im Norden an der Grenze zu China;
  • das Delta des Roten Flusses: eine fruchtbare Gegend rund um die Hauptstadt Hanoi, die sich bis zum Golf von Tonkin erstreckt;
  • das Annamitengebirge: das bergige, dünn besiedelte Hinterland Mittel- und Südvietnams;
  • der Annamitische Küstenstreifen: der schmale Küstensaum zwischen dem Gebirge und dem Südchinesischen Meer in Mittel- und Südvietnam;
  • das Mekong-Delta: die fruchtbare, dicht besiedelte Schwemmland-Ebene, an deren nordöstlichen Rand Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) liegt.

Nordvietnam

Dieses Gebiet besticht durch seine landschaftliche Vielfalt. An der Grenze zu China und Laos erstrecken sich zerklüftete Gebirge mit schroffen Taleinschnitten, wie etwa das Bergmassiv Hoàng Liên Son mit dem höchsten Berg Vietnams, dem Phan-xi-pang (3144 m).
Die Niederungen bilden das Rote-Fluss-Delta, eine fruchtbare Gegend rund um die Hauptstadt Hanoi, die sich bis zum Golf von Tonkin erstreckt. Hier finden sich Touristenattraktionen wie die Kalksteinfelsen um Ninh Bình oder die Halong-Bucht.

Halong-Bucht
Kalkstein-Felsen und Ausflugs-Schiff
Halong-Bucht, November 2010
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Das dichtbevölkerte Gebiet mit oft über 1000 Menschen/km² gilt als die Wiege der vietnamesischen Zivilisation. Wegen des fruchtbaren Bodens ließen sich hier schon um 300.000 bis 500.000 AD Siedler nieder, obwohl das Gebiet im Jahreszyklus von Taifunen und Überschwemmungen heimgesucht wird. Die Hauptflüsse sind der Song Hong (Roter Fluss, in Vietnam 510 km), der Song Da (Schwarzer Fluss, 543 km) und der Song Ma (426 km).

Zentralvietnam

Das Gebiet wird landschaftlich von der Küste, mäandernden Flussläufen und den teilweise über 2000 m hohen Annamitischen Kordilleren geprägt. An der schmalsten Stelle bei Dong Hoi ist es nur noch 50 km breit.
Im Zentralen Hochland zwischen Kontum und Da Lat leben zwei Drittel der 54 Volksgruppen Vietnams. Tee- und Kaffeeplantage dominieren, von den einst dichten Regenwäldern ist kaum etwas geblieben.
Der Küstenbereich zwischen Thanh Hóa und Quang Ngai wird fast jährlich von Taifunen heimgesucht, vor allem im November und Dezember.
Der Wolkenpass (Đèo Hải Vân) nördlich von Đà Nẵng ist die Wetterscheide zwischen Nord- und Südvietnam. Oft in Wolken gehüllt, ist er ca. 20 km lang, 496 Meter hoch und führt über den Ausläufer der Truong-Son-Berge. Vom höchsten Punkt hat man einen herrlichen Panoramablick. Über den Pass verläuft die Nationalstraße 1. 2005 wurde der 6,3 km lange Hai-Van-Tunnel dem Verkehr übergeben. Im 2. Indochinakrieg (Vietnamkrieg) war der Pass wegen seiner strategischen Bedeutung heiß umkämpft.

Wolkenpass
Blick auf das Südchinesische Meer
Wolkenpass, November 2010
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Südvietnam

Dank des feuchtheißen Klimas und der fruchtbaren Schwemmböden ist Cochinchine, wie das Gebiet zur Kolonialzeit genannt wurde, das landwirtschaftliche Rückgrat Vietnams: endlos erscheinende Kautschuk- und Obstplantagen, Felder voller Früchte und Obst, fischreiche Flüsse. Dies gilt insbesondere für das 40.000 km² große Mekong-Delta.
Doch die intensive Landwirtschaft und die zunehmende Bebauung geht auf Kosten der ursprünglichen Natur. Die Mangrovensümpfe werden von Garnelenfarmen verdrängt, der Dschungel von Kokospalmenhainen. Gerade noch 5% des Deltas sind bewaldet.
Noch immer sind die ökologischen Folgen der Entlaubungsaktionen mit Agent Orange durch US-Flugzeuge während des Vietnamkriegs spürbar, der Boden ist noch immer dioxinverseucht.

Klima

Aufgrund der großen Nord-Süd-Ausdehnung des Landes gibt es in Vietnam drei unterschiedliche Klimazonen und damit ein unterschiedliches Wetter. Wie ganz Südostasien unterliegt Vietnam dem Einflußbereich zweier Monsune: dem Südwestmonsun im Süden zwischen Mai und Oktober, und dem Nordostmonsun im Norden zwischen Oktober und April. Der Wolkenpass ist die Klimascheide zwischen den sich somit erheblich unterscheidenden klimatischen Bedingungen Nord- und Südvietnams. Eine optimale Reisesaison gibt es daher nicht.

  • Der Norden weist ein gemäßigtes tropisches Wechselklima mit vier Jahreszeiten auf. Der Oktober und November ist mit Durchschnittstemperaturen um 22-26°C und gelegentlichen Niederschlägen recht angenehm. Zwischen Dezember und Januar führt der Nordostmonsun zu einer stablien Hochdrucklage mit sonnigem Wetter, aber kalten, trockenen Böen und Durchschnittstemperaturen von 20-22°C. Der feuchtheiße Sommer mit regelmäßigem Regen, gelegentlichen Taifunen und Temperaturen bis 38°C dauert von Mai bis September.
  • Zentralvietnam liegt von November Bis März im Einflußbereich des feuchten Nordostmonsuns. Hier ist tagelanger Dauerregen möglich, in Hue etwa liegt die jährliche Niederschlagsmenge bei 3.000 mm. Von November bis Anfang Dezember treten Taifune auf. Im April und Mai ist das Wetter trocken, von Juni bis Oktober feuchtheiß mit Temperaturen von 35-40°C.
  • Im Süden kann man drei Jahreszeiten unterscheiden. Die Winterzeit von November bis Anfang März hat angenehme Temperaturen und viel Sonne. Von Mitte März bis Mai ist die heiße Zeit mit bis zu 40°C, von Mai bis Oktober die Regenzeit, in der im Mekong-Delta häufig Überschwemmungen auftreten. In Đà Lạt auf 1.500 m ist das Wetter ganzjährig wechselhaft bei Temperaturen um 18°C.

Flora

Vietnam weist die für die Tropen und Subtropen typische Pflanzenvielfalt auf. Von den 9400 bisher identifizierten Arten sind 20% nur hier beheimatet. Allerdings ist ihr Bestand stark gefährdet. Während vor 70 Jahren noch 40% der Landfläche von Wäldern bedeckt waren, sind es heute nur noch 25%.
In Vietnam findet man zahlreiche Edelhölzer wie etwa Teak, Eisen-, Rosen- und das Hinterindische Ebenholz. Letzteres steht inzwischen auf der Liste der bedrohten Arten. Weiters gibt es zahlreiche Palmenarten wie etwa die Kokos-, die Nipa- oder die Latanpalme. Überall kann man eine der über 100 Arten von Bambus finden. In höheren Lagen ist der Vietnamesische Zimt verbreitet. In Gebieten ab 1500 m finden sich im Norden Mischwälder und landesweit je nach Lage Nebelregenwälder. Typisch für diese ist ein dichter Bewuchs an Baumstämmen und Ästen mit Moos, Farnen und Orchideen.
Die Mangrovenwälder an der Küste sind inzwischen stark dezimiert. Hauptursache dafür ist die seit den 1980er-Jahren exzessive Anlage von Brackwasserbecken für die Garnelen und Krabbenzucht. Mangroven behaupten sich im Gezeitenbereich zwischen Meer und Land, zwischen Salz- und Süßwasser, bilden das produktivste Ökosystem der Erde und haben wichtige ökologische Funktionen. Während sich ihre Wurzeln im schlammigen Boden verankern und so dem Wechsel von Ebbe und Flut widerstehen, sind ihre Luftwurzeln einzigartige Atmungsorgane, die hohe Salzkonzentrationen abbauen können. Ihr amphibischer Lebensraum ermöglicht eine große Artenvielfalt: Muscheln, Garnelen, Krabben, Reptilien, Amphibien und zahlreiche Meeresfischarten sind hier beheimatet.
Neben dem hohen ökologischen Wert haben die Mangroven auch einen direkten ökonomischen Wert: sie liefern Holzkohle, widerstandsfähiges und fäulnisresistentes Bauholz, aus ihnen können Gerbsäure für die Lederindustrie, Kleber, Haaröl, Duftstoffe, Tee-Ersatz und Speiseöl gewonnen werden.

Fauna

Viele Kreaturen sind aufgrund schwindender Lebensräume bedroht, darunter der Asiatische Elefant oder der Indochina-Tiger. Andere Tierarten sind bedroht, weil sie die Speisekarte bereichern, die Potenz steigern oder schönen Schmuck liefern. Wilderei ist ein lukratives Geschäft, die mittlerweile geschaffenen Nationalparks bieten aufgrund fehlender Mittel und Umweltbewußtseins kaum Rückzugs- und Schutzgebiete.

Operation Ranch Hand

Vietnam, Versprühung von Agent Orange im Mekongdelta am 26. Juli 1969
Versprühung von Agent Orange im Mekongdelta am 26. Juli 1969
Quelle: Wikipedia/Brian K. Grigsby, SPC5 (PD), Ausschnitt

Immer noch spürbar für Flora und Fauna, aber natürlich auch für die betroffenen Menschen, sind die Folgen der amerikanischen Militäroperation Operation Ranch Hand. Damit wurde eine Strategie bezeichnet, dem Feind durch die Venichtung des Dschungels und die Vergiftung der Felder die Existenzgrundlagen zu entziehen. 1961 begannen US-Flugzeuge, Entlaubungsmittel über Wälder und Felder zu versprühen. Die dabei verwendeten 15 verschiedenen Chemikalien wurde nach der Farbe der Banderole benannt: das arsenhaltige Agent Blue zur Verseuchung der Reisfelder, das Agent Purple für die Wälder. Über 45 Mio. Liter wurden vom dioxinhaltigen Agent Orange bis 1971 versprüht. Betroffen waren 3181 Dörfer, bis zu 4,8 Mio. Menschen kamen mit den Giften in Kontakt. Als Folge kamen mehr als 50.000 Kinder mit Mißbildungen zur Welt, ca. 4 Millionen Menschen leiden unter gesundheitlichen Spätfolgen von Krebs bis Parkinson. Die Böden sind auch noch nach Jahrzehnten verseucht. Die USA konnten sich bis heute nicht einmal zu einer Entschuldigung, geschweige denn zu Hilfszahlungen, durchringen.

Bevölkerung

Vietnam hatte 2020 geschätzt 97,3 Millionen Einwohner mit einem durchschnittlichen Alter von 32,5 Jahren. Das Bevölkerungswachstum wird auf 1,3 bis 1,4% geschätzt. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2020 bei 2,0.

Bevölkerungsgruppen

Tänzerinnen
Tänzerinnen der Cham-Volksgruppe
My Son, November 2010
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

In Vietnam sind 53 ethnische Minderheitengruppen anerkannt. Etwa 88 % der Bevölkerung sind ethnische Vietnamesen (Việt oder Kinh). Die größte Ethnie mit etwa 1,2 Millionen stellen die sog. Auslandschinesen (Hoa). Sie sind in der Mehrzahl Nachfahren von Einwanderern, die nach dem Zusammenbruch der Ming-Dynastie 1644 ins Land gekommen waren. Weitere Volksgruppen sind Thái, Khmer (vor allem im Süden, der Region des Mekongdelta, die über Jahrhunderte zu Kambodscha gehörte) und die als Montagnards („Bergvölker“) bekannten Bewohner der Bergregionen. Diese ursprünglichen Bewohner des kontinentalen Südostasiens wurden im Verlauf der Geschichte in Vietnam, Thailand, Myanmar und Laos von den zugewanderten Mehrheitsvölkern aus den fruchtbareren Regionen der Flussebenen und Küsten in die unzugänglichen Bergregionen verdrängt.

Politische Symbole

Die Flagge

Nationalflagge Vietnam
Nationalflagge Vietnams

Die Nationalflagge Vietnams ist die am 30. November 1955 in der damaligen Demokratischen Republik Vietnam (Nordvietnam) eingeführte Fahne, die nach der Vereinigung mit der Republik Vietnam (Südvietnam) am 2. Juli 1976 für die gemeinsame Sozialistische Republik Vietnam übernommen wurde. Sie besteht aus einem gelben Stern mit fünf Zacken vor rotem Hintergrund. Rot steht für Erfolg und die Revolution, der Stern symbolisiert die Führung der Kommunistischen Partei, die fünf Zacken stehen für die Arbeiter, Bauern, Soldaten, Intellektuellen und die Jugend.

Das Wappen

Wappen Vietnam
Wappen Vietnams

Das zu denselben Zeitpunkten eingeführte Wappen Vietnams weist ähnliche Symbole wie die Flagge auf: der gelbe Stern auf rotem Hintergrund hat diesselbe Bedeutung wie in der Flagge. Kornfeld, Zahnrad und Reisährenkranz am Rand versinnbildlichen das enge Bündnis von Arbeitern und Bauern. Eine rote Schleife umrandet das Wappen. In seiner unteren Hälfte steht der Staatsname Cộng hòa Xã hội chủ nghĩa Việt Nam (Sozialistische Republik Vietnam).

Die Nationalhymne

Die Nationalhymne Vietnams, die einfach zu singen sein sollte, wurde von Nguyễn Văn Cao (1923-1995) komponiert und getextet. 1946 machte Ho Chi Minh die Truppen Vietnams marschieren
um zusammen ihr Land zu sichern
Die Schritte ertönen auf den langen und unwegsamen Wegen
Die in Blut getränkte Flagge für den Sieg des Landes
Der Klang der weit entfernten Waffen vermischt sich mit dem Lied
Der Weg zum Sieg führt über die feindlichen Toten
Zum schweren Sieg im Schlachtfeld zur Unabhängigkeit
Weil das Volk nicht kampflos aufgibt
Auf zum Schlachtfeld vorrücken
Vorrücken, zusammen vorrücken!
Möge unsere Heimat Vietnam lange leben
1. Strophe
des Liedes Tiến quân ca (Gesang der vorrückenden Truppen) zur Hymne der Demokratischen Republik Vietnam. Nach einigen kleinen Änderungen wurde es am 2. September 1945 bei der Unabhängigkeitsfeier uraufgeführt. 1946 beschloss das Parlament, das Lied zur Nationalhymne zu erklären. Der Versuch von 1981, eine neue Hymne zu finden, blieb erfolglos.

Hồ Chí Minh

Hồ Chí Minh (1890-1969), der Gründer der Kommunistischen Partei Indochinas, aus der später die Kommunistische Partei Vietnams hervorging, ist ein bedeutendes politisches Symbol Vietnams. Er war Premierminister und Präsident der Demokratischen Republik Vietnam. Zusammen mit Mao Zedong und Che Guevara gilt er bis heute als einer der bedeutendsten Praktiker des modernen Guerillakampfs. Bis in die 1960er-Jahre war er eine wichtige Symbolfigur für viele internationale Befreiungsbewegungen.
Bekannt für einen einfachen Lebensstil, Bescheidenheit und Integrität wurde er dennoch sowohl während seiner Präsidentschaft wie auch nach seinem Tod das Zentrum eines großen Personenkults. In Hanoi wurde ein Mausoleum im Stil des Lenin-Mausoleums errichtet, wo sein einbalsamierter Leichnam gegen seinen Willen ruht.

Hanoi, Mausoleum Ho Chi Minh
das 1975 eingeweihte Mausoleum
Hanoi, November 2010
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Politisches System

Nationalversammlung

Das formal ranghöchste und gesetzgebende Organ Vietnams ist die Nationalversammlung. Sie muß mindestens zwei Mal jährlich eine Vollsitzung abhalten und ernennt den Staatspräsidenten, den Premierminister, die Regierung, die Prokuratur des Obersten Volksgerichtshofes und des Oberen Volkskontrollamtes. Die Nationalversammlung hat seit der Verfassungsänderung von 1992 an politischem Einfluss gewonnen, sie kann jetzt Gesetze ändern und Minister zur Verantwortung ziehen.
Die reale Macht liegt jedoch bei der Kommunistischen Partei Vietnams (KPV):

„Die Kommunistische Partei Vietnams, die Vorhut der vietnamesischen Arbeiterklasse und der ganzen Nation, die sich vom Marxismus-Leninismus und dem Ho Chi Minh-Denken leiten lässt, ist die führende Kraft im Staate und in der Gesellschaft.” (Artikel 4.1 der Verfassung der Sozialistischen Republik Vietnam)

Artikel 4 der Verfassung schreibt somit ihre führende Rolle fest und untersagt damit oppositionelle Parteien. Die KPV bestimmt das Exekutivkollegium, das aus dem Vorsitzenden der KPV, dem Premierminister und dem Staatspräsidenten besteht.

„Die Volksrepublik Vietnam ist ein Staat des Volkes, durch das Volk und für das Volk.” (Präambel der Verfassung der Sozialistischen Republik Vietnam)

Zu den wesentlichen Konfliktfeldern der Innenpolitik gehören Landrechte, religiöse Freiheiten, politische Autonomie in den Minderheitsgebieten und das Verhältnis der Ethnien zueinander.

Wahlen

Alle fünf Jahre finden Wahlen zur Nationalversammlung statt. Bei den Wahlen vom Mai 2007 konnten neben den Kandidaten der KPV auch 238 handverlesene parteilose Bewerber und einige wenige Unabhängige kandidieren. Von den 493 vergebenen Mandaten gingen dann 42 an parteilose Kandidaten und einen Unabhängigen. Außerdem sind bestimmte gesellschaftliche Gruppen im Parlament vertreten, darunter 17% ethnische Minderheiten, 26% Frauen, 3% Religionsvertreter und 5% Unternehmer.
Bei den Wahlen auf Distriktsebene (Wahl der Volksräte) müssen zumindest zwei Kandidaten mehr zur Wahl stehen als Sitze zu vergeben sind.

Parteien

Flagge der Kommunistischen Partei Vietnam
Flagge der Kommunistischen Partei Vietnams

Einzige zugelassene Partei ist die Kommunistische Partei Vietnams (KPV). Sie wurde im Februar 1930 von Ho Chi Minh und weiteren Kommunisten als Kommunistische Partei Indochinas in der damaligen französischen Kolonie Indochina gegründet. 1931 wurde sie als selbständige Sektion in die Komintern aufgenommen. Der I. Parteitag der KP Indochinas fand 1935 in Macao statt.
Auf dem II. Parteitag 1951 wurde die KP Indochinas in Partei der Werktätigen Vietnams (PdWV) umbenannt. Ihren jetzigen Namen erhielt sie 1976 auf dem IV. Parteitag.
Mit dem VI. Parteitag der KPV 1986 wurde der Kurs der Erneuerung Doi Moi eingeleitet, der vor allem eine Öffnung der Wirtschaft gegenüber dem Ausland zum Ziel hatte.
Der X. Parteitag von 2006 bestätigte den Kurs der Erneuerung und brachte eine Änderung des Parteistatuts mit dem Ziel, ein unabhängiges, demokratisches und starkes Vietnam mit einer gerechten und zivilisierten Gesellschaft frei von Ausbeutung zu errichten, die erfolgreich den Sozialismus und Kommunismus als endgültiges Ziel verwirklicht.

Opposition

Außer der KVP sind keine Parteien zugelassen. Am 8.4.2006 wurde eine Dachorganisation der demokratischen Dissidentengruppen gegründet, der Block 8406.
Das Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit unterliegen strikten Einschränkungen. Die Repression gegenüber Dissidenten führt immer wieder zu Verhaftungen von politisch engagierten Bürgern und Menschenrechtsverteidigern. Die meisten von ihnen hatten die weit verbreitete Korruption im Land sowie die Regierungspolitik gegenüber China kritisiert.

Wirtschaft

Neben dem Tourismus sind die Landwirtschaft und der Fischfang die Haupterwerbsquellen. Vor allem in den ländlichen Regionen, in denen 75% der Vietnamesen leben. Das Delta des Roten Flusses im Norden und das Mekong-Delta im Süden sind die wichtigsten Reisanbaugebiete des Landes. Vietnam ist weltweit der fünftgrößte Reisproduzent, der zweitgrößte Kaffeeproduzent und der viertgrößte Fischproduzent, wobei der Großteil aus Fischzucht stammt.

Schwimmender Markt
Schwimmender Markt
Mekong-Delta, November 2010
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Doi Moi (Erneuerung)

In der Wirtschaftspolitik wurde bereits vor 20 Jahren die Abkehr von der sozialistischen Planwirtschaft eingeleitet. Nachdem die Zwangskollektivierung im Süden neben der massenhaften Flucht vorwiegend der gebildeten Schichten zu einem verheerenden wirtschaftlichen Rückschlag geführt hatte, wurden auf dem VI. Parteitag der KPV unter dem Schlagwort Doi Moi (Đổi mới, Erneuerung) grundlegende Reformen hin zu einem marktwirtschaftliche orientierten Wirtschaftssystem angestoßen. Seit Anfang der 1990er Jahre befindet sich das Land in einem Transformationsprozess zu einer Marktwirtschaft sozialistischer Orientierung.

Die Wirtschaft ist von dem starken Unterschied zwischen dem Norden und dem Süden geprägt. Im Süden ist sie weitaus dynamischer ist als im Norden. Der Süden tut sich - wohl aufgrund seiner nicht-kommunistischen Vergangenheit - mit den Gesetzmäßigkeiten der Marktwirtschaft leichter als der bürokratisch geprägte Norden.
Ein Sprichwort sagt: In Hanoi werden die Gesetze gemacht, in Saigon die Geschäfte.

Allerdings wurden auf dem Weg zur Marktwirtschaft auch zwei Grundpfeiler der sozialistischen Orientierung aufgegeben, nämlich die kostenlose Gesundheitsfürsorge und Schulbildung. Damit wird auf längere Sicht die ohnehin arme Landbevölkerung weiter marginalisiert, von Bildung und Gesundheit ausgeschlossen und die Landflucht verstärkt. Besonders Frauen sind von diesem eingeschränkten Bildungs- und Gesundheitszugang betroffen, da ihre gesellschaftliche Bedeutung noch immer hinter der der Männer liegt.
Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken Vietnams sind dramatisch schlecht. Zu der miserablen Entlohnung von durchschnittlich 40 Euro pro Monat kommen fehlender Arbeitsschutz und mangelhafte Umweltstandards. Vertreter der Arbeitnehmerrechte wie Betriebsrat und unabhängige Gewerkschaften sind unbekannt. Betrug das Einkommensgefälle zwischen arm und reich 1976-80 noch das Drei- bis Vierfache, so stieg es inzwischen auf das Zwanzig- bis Vierzigfache.

Korruption

Die Korruption ist allgegenwärtig und hat sich wie ein Spinnennetz über das Land gelegt. Zwar gelangen immer wieder Fälle vor Gericht, und die verhängten Strafen sind oft drastisch. Aber Geber wie Nehmer haben wenig Interesse an der Abschaffung oder Aufklärung.
Am X. Parteitag (2006) hat sich die KPV den schonungslosen Kampf gegen die Korruption auf die Fahnen geschrieben. Parteichef Nong Duc Manh bemängelte, dass die Korruption auch den Funktionärskader der KPV erfasst habe und damit den Fortbestand des kommunistischen Systems bedrohe. In den letzten fünf Jahren wurden in der 3,1 Mio. Mitglieder zählenden Partei rund 40.000 Disziplinarverfahren wegen Korruption durchgeführt.
2023 mußte Präsident Nguyen Xuan Phuc wegen eines Korruptionsskandals während der Corona-Pandemie zurücktreten.

UNESCO Welterbe

  • Kaiserstadt Huế mit Zitadelle und der Verbotenen Stadt (K/1993)
  • Ha Long Bucht (N/1994, 2000)
  • Nationalflagge Vietnam
    Ha Long Bucht, November 2010
    Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
  • historische Altstadt von Hoi An (K/1999)
  • Tempelanlage My Son aus der Cham-Zeit (K/1999)
  • Nationalpark Phong Nha-Ke Bang (N/2003, 2015)
  • kaiserliche Zitadelle Thang Long in Hanoi (K/2010)
  • Zitadelle der Ho Dynastie (K/2011)
  • Landschaftskomplex Trang An (N/2014)

K=Kulturdenkmal, N=Naturdenkmal, =grenzüberschreitend, (Jahr)=Jahr der Aufnahme

Vietnam Fakten

Vietnam Lage in Südostasien
Vietnam Lage in Südostasien
Quelle: The World Factbook
  • offizieller Name: Sozialistische Republik Vietnam (Cộng hoà Xã hội chủ nghĩa Việt Nam) - VN, VNM
  • Wahlspruch: Unabhängigkeit, Freiheit, Glück
  • Einwohner (Millionen): 97,3 (Schätzung 2020) [Deutschland 84,3; Österreich 9]
  • Fläche / Einwohner pro km²: 331.690 km² / 314 [Deutschland 357.588 km² / 236; Österreich 83.882 km² / 107]
  • Hauptstadt: Hanoi; 58 Provinzen und 5 selbstverwaltete Städte
  • Zeitzone: MEZ + 6 Stunden = Indochina Zeit (ICT), keine Sommerzeit

 

HDI - Human Development Index 2021

Der Human Development Index (HDI) ist ein zusammenfassendes Maß für die durchschnittliche Leistung in Schlüsseldimensionen der menschlichen Entwicklung: ein langes und gesundes Leben, Wissen und ein angemessener Lebensstandard.
Skala: 1 - 0

RangLandWert
1Schweiz0,962
2Norwegen0,961
3Island0,959
9Deutschland0,942
21USA0,921
25Österreich0,916
30Italien0,895
83Cuba0,764
115Vietnam0,703
146Kambodscha0,593
180Afghanistan0,478

Quelle: United Nations Development Programme, Latest Human Development Index Ranking

Korruptions-Index 2022

Die Skala geht von 0 bis 100, wobei 100 die geringste Wahrnehmung von Korruption bedeutet. Der Index wird seit 1995 von Transparency International, einer Nichtstaatlichen Organisation, für 180 Länder der Erde erstellt.

RangLandWert
1Dänemark90
4Norwegen84
7Schweiz82
9Deutschland79
14Island74
22Österreich71
24USA69
41Italien56
45Cuba65
77Vietnam42
150Kambodscha24
150Afghanistan24

Quelle: Transparency International, Corruption Perceptions Index

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