(The corsican woman., 1988)
415 S., ISBN: 3-404-25833-9
Bergisch-Gladbach: Bastei-Lübbe TB, 2007
Bewertung
Rezension
Leider gibt es nicht allzuviele Romane in oder über Korsika auf Deutsch, so daß dieses Produkt der Trivialliteratur den Weg auf mein Lesepult fand: Holzschnittartig gezeichnete Figuren - am ehesten hat noch Sybillia Fleisch und Blut -, deren Widersprüchlichkeiten ihren Ursprung in der indifferenten Position der Autorin zu ihren Figuren haben. Fraglich bleibt, ob die Mentalität der Korsen tatsächlich erfasst wurde, oder hier nur Allgemeinplätze wiedergegeben werden. Daher vermisst man am Buch Authentizität, oft wirkt es wie die Zusammenfassung von Urlaubseindrücken. Die historische Stimmigkeit - ein großer Teil spielt im korsischen Widerstand gegen die deutsch-italienische Besatzung im 2. Weltkrieg - kann ich nicht überprüfen, aber auch hier wirkt vieles zu klischeehaft und widersprüchlich. Ob die zahlreichen stilistischen Mängel der Autorin oder der Übersetzung anzulasten sind, bleibt offen. Der Widerstand der Korsen gegen staatliche Bevormundung und ihr Freiheitsdrang sind aber recht gut dargestellt.
Fazit: Dennoch liest sich das Buch leicht und flüssig und ist immer wieder so spannend, so daß man nicht einfach aufhören will. Durchaus geeignet für den Strandurlaub in Korsika.
Und wir [Korsen] haben stets die Verantwortung für unsere eigenen moralischen Anschauungen übernommen. In schwierigen Zeiten ist jeder Korse bereit, die Rolle des Geschworenen, des Richters und des Henkers zu übernehmen. Unsere Herzen wissen, was richtig und was falsch ist. ... Unsere Gesellschaft basiert auf dem Zusammenleben freier, gleichberechtigter Menschen, auf unseren Moralbegriffen und der Anerkennung menschlicher Würde. Wenn diese Gesetze gebrochen werden, kommt es zur Vendetta.