Buchtipp : Jan GUILLOU, Die Brüder. (Rezension)

Jan GUILLOU, Die Brüder.

Norwegen/England/Bergen/Roman/

 Jan GUILLOU: Die Brüder.
Jan GUILLOU: Die Brüder.
Brückenbauer 2
(Dandy., 2012)
430 S., ISBN: 978-3-453-26840-1
München: Heyne, 2013
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Eigentlich geht es um Sverre.
Die Brüder Lauritz, Oscar und Sverre Lauritzen aus Bergen haben ihren Vater, einen Fischer, verloren. Eine wohltätige Gesellschaft in Bergen erkennt ihre technischen Fähigkeiten und schickt sie zum Studium an das Polytechnikum in Dresden. Die Brüder verpflichten sich, nach dem Studium nach Bergen zurückzukehren und am Bau der Bergenbahn mitzuwirken, bei dem ein dringender Bedarf an Ingenieuren besteht. Doch nur Lauritz folgt der Verpflichtung, Oscar wird Eisenbahn- und Brückenbauer in Deutsch-Südwestafrika. Sverre verschwindet am Tag vor ihrer geplanten Rückkehr mit seinem Studienkollegen und Freund Lord Albert Mannigham nach England, wo sie am Landsitz Mannighams leben. Sverre sieht sich weniger als Techniker denn als Künstler, vor allem Maler, und er malt zahlreiche Bilder von den Menschen auf dem Anwesen.
Dort und in London führen sie im Kreis Gleichgesinnter ein unbeschwertes Bohémien-Leben und widmen sich der Kunst, Musik und Literatur. Doch die alte Rivalität zwischen England und Frankreich einerseits und die drohenden Schatten des Krieges mit Deutschland - der dann zum Ersten Weltkrieg wird - bedrohen die Idylle und zerstören sie letztlich. Am Ende steht Sverre alleine da.
Fazit: Der Titel Die Brüder ist etwas irreführend, denn es geht eigentlich nur um Sverre Lauritzen. Seine beiden Brüder werden nur am Rand erwähnt. Jan GUILLOU gelingt es, ein atmosphärisch dichtes Bild der "alternativen" Szene Londons zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu zeichnen. In den adeligen Kreisen gilt die Homosexualität als Jugendtorheit, man kann sie zwar weiter leben, aber mit einem gewissen Alter heiratet man und zeugt Söhne. Albert verabsäumt dies und muß um seine Rolle in der Nachkreigszeit fürchten.

Für Albie und Sverre war es eine gute Phase gewesen. Solange sie ihre Zeit zwischen den Boheme-Freunden in Bloomsbury und den politischen Idealisten des Order of the Chaerona aufteilten, hatten sie das Gefühl, gehaltvollere Menschen zu sein. Nichts konnte moralisch wichtiger sein, als am Kampf gegen die Sklaverei und den Massenmord teilzunehmen oder George Ives' politisches Streben nach, wie er das moderne, klinische Wort umschrieb, Entkriminalisierung der hellenistischen Liebe zu unterstützen.

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