Buchtipp : Andrea CAMILLERI, Aussetzer. (Rezension)

Andrea CAMILLERI, Aussetzer.

Sizilien/Roman/

 Andrea CAMILLERI: Aussetzer.
Andrea CAMILLERI: Aussetzer.
(L' intermittenza., 2010)
201 S., ISBN: 978-3-463-40616-9
München: Kindler, 2015
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Gier nach Geld und Sex.
Die Finanzkrise hat Italien voll getroffen, und auch der Firma Manuelli, deren CEO Mauro de Blasi ist, geht es nicht gut. Da beschließt er einen geheimen Deal mit Birolli, dem die Firma Artenia gehört. Die Zusammenführung wird zwar mehreren Hundert Arbeitern den Job kosten, aber durch steuerliche Vorteile eine Entlastung für Manuelli bringen. Und für ihn wird auch noch einiges übrigbleiben.
Aber es scheint, als wäre der Plan ausspioniert worden, um ihn zu Fall zu bringen. Und außerdem gibt es jede Menge sexueller Affären, die den Handlungsspielraum gleichzeitig einschränken und erweitern.
Fazit: Vordergründig geht es um sexuelle Beziehungen, aber vor dieser Folie thematisiert Camilleri den Zerfall jeder geschäftlichen Moral, die Gier nach immer mehr (Geld und Sex), die Skrupellosigkeit der Unternehmer wie aucvh der Regierungsvertreter bei der Vernichtung hunderter Jobs und damit Existenzen. Aber diese Dimension versteckt sich in dem Roman fast so gut wie die mangelnde Moral seiner Protagonisten.
Andrea Camilleri schreibt drei Arten von Romanen: die satirischen Krimis um Commssario Montalbano, fundiert Bücher zur Geschichte Siziliens - und eben, wie den vorliegenden Roman, scheinbar oberflächliche Geschichten über Macht und Sex, die letztlich nur zwei Seiten der Münze Italien sind.

Licias Wohnung befindet sich mitten in der Altstadt, in der obersten Etage eines offenbar denkmalgeschützten Hauses, sie ist weitläufig und luftig mit einer großen Terrasse. Die Einrichtung zeugt von einem guten Innenarchitekten, die Möbel sind elegant und modern, doch ohne überkandidelte Designerstücke zu sein, bei denen man nie weiß, ob man sich gerade auf einen Stuhl, einen Kaktus oder eine abstrakte Skulptur setzen will. An den Wänden riesige Gemälde, wenn man sie denn als solche bezeichnen wollte: aufgeschlitzte Leinwände und angekokelte Stofffetzen. Mauro hat nie etwas Schönes in diesen sogenannten Kunstwerken erkennen können, doch sie scheinen ein Vermögen wert zu sein. Zu Hause hat er ein Seestück von einem gewissen Carrà, das aussieht, als wäre es von einem Zehnjährigen gemalt worden, und ein Bild von einem gewissen Morandi, das ein paar trostlose alte Flaschen darstellt. Die hat er kaufen müssen, weil der Architekt es so wollte, aber besser, er denkt gar nicht erst an den Preis, den er dafür bezahlt hat.

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