Buchtipp : Leonardo SCIASCIA, Tote Richter reden nicht. (Rezension)

Leonardo SCIASCIA, Tote Richter reden nicht.

Sizilien/Krimi/

 Leonardo SCIASCIA: Tote Richter reden nicht.
Leonardo SCIASCIA: Tote Richter reden nicht..
(Il contesto. Una parodia., 1971)
134 S., ISBN: 3-423-10892-4
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1988
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Sizilien kann nur erahnt werden.
Schauplatz des Romans ist ein anonymer Staat, der gewisse Ähnlichkeiten mit Sizilien aufweist. Ein Staatsanwalt wird ermordet, kurze Zeit später ein Richter. Inspektor Rogas, der scharfsinnigste Untersuchungsbeamte der Polizei, wird mit den Ermittlungen beauftragt. Bald werden weitere Richter ermordet, und Rogas sucht nach dem Verbindungsglied der Fälle.
Er findet es in einem wahrscheinlich zu Unrecht verurteilten Mann. Er lässt ihn überwachen, aber trotzdem verschwindet der Mann, als Rogas mit ihm Reden will.
Auch die poltische Polizei wird eingeschaltet und verwirft Rogas Erkenntnisse. Sie meint, den Täter in einer bestimmten politischen Gruppierung finden zu können. Rogas hingegen sieht auch den Gerichtspräsidenten gefährdet und warnt ihn - vergeblich. Dabei gerät er in das Visier eines geheimen Dienstes und wird selbst vom Jäger zum Gejagten.
Fazit: Leonardo Sciascia geht es hier nicht um die Mafia, sondern um den Staat im Staate, sehr geheime Geheimdienste und möglicherweise um eine politische Verschwörung. Der Roman enthält vermutlich entsprechende Andeutungen, die für einen Nicht-Italiener jedoch nicht zu entschlüsseln sind.
(auch in: Leonardo SCIASCIA, Das Gesetz des Schweigens. Zürich-Köln: Benzinger, 1985)

Der arme Rogas. Der arme Amar. Unser armes Land. Er trat ans Fenster und erforschte die sonnenbeschienene, menschenleere Straße, als ob sie die Schlucht eines Canons wäre: das lauernde Schweigen, der trockene Schuß des Heckenschützen, der den Forscher niederstreckte, der sich hineinwagt. Und sogleich zog er sich vom Fenster zurück, denn der Heckenschütze konnte am Fenster gegenüber stehen. ... Er suchte nach Momenten, die dem glichen, den er soeben durchlebte. Aber dies war kein schwieriger Augenblick: es war das Ende.

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