Buchtipp : Frode GRANHUS, Der Mahlstrom. (Rezension)

Frode GRANHUS, Der Mahlstrom.

Norwegen/Lofoten/Nordnorwegen/Krimi/

 Frode GRANHUS: Der Mahlstrom.
Frode GRANHUS: Der Mahlstrom.
(Malstrømmen., 2010)
382 S, ISBN: 978-3-442-74315-5
München: btb Verlag, 2012
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Unerklärliche Kriminalfälle beschäftigen die Ermittler zweier Polizeistellen im hohen Norden Norwegens: Da ist einerseits Rino Carlsen in Bodø, der drei ähnlich gelagerte Mordversuche an Männern aufklären muß. Der eine ist an einen Felsen im eisigen Meerwasser angekettet, der zweite an einen Heizstrahler gefesselt. Und drei Jahre zuvor war ein Mann gefunden worden, ebenfalls an einen Felse gekettet. In allen drei Fällen hatte der Täter eine Strichzeichnung vor den Augen der Opfer befestigt. Motiv ist keines erkennbar, aber alle Opfer hatten Kinder, um die sie sich nicht gekümmert hatten. Liegt hier irgendwie ein Motiv verborgen? Denn es geht wohl eindeutig um Rache.
In Bergland, einem kleine Ort auf den Lofoten, ist der Polizist Niklas Hultin mit geheimnisvollen alten Porzelanpuppen befasst, die auf Bastflößen angeschwemmt wurden. Das alte Ehepaar, das die Puppen bei seinen Spaziergängen in einer Bucht gefunden hat, ist ganz verstört und glaubt, die Vorzeichen eines kommenden Unglücks zu erkennen. Und tatsächlich liegt einige Tage später eine junge Frau schwer verletzt in der Bucht, angezogen wie eine der Puppen. Einige Zeit später liegt hier eine andere Frau, ebenfalls wie eine der Puppen gekleidet, aber diesmal tot. In beiden Fällen ist kein Motiv erkennbar. Beide Frauen waren in der Gemeinde durchaus beliebt und führten ein unauffälliges Leben.
Wie oft in den nordischen Krimis liegen die Motive der Verbrechen in der Vergangenheit. Und in dieser Vergangenheit fließen diese völlig unterschiedlichen Verbrechen zusammen. Sie haben ihren Ursprung in dem Ort Bergland, wo eine Familie wohnte, die der Vater und Ehemann brutalst tyrannisierte. Es geht um vernachlässigte und schwer traumatisierte Kinder, die in ihrer Kindheit nie Liebe oder Sicherheit erlebten. Und die auf sehr unterschiedliche Art versuchen, mit ihren Traumatas zu leben.
Fazit: Frode Granhus, der selbst auf den Lofoten lebt, legt hier mit seinem deutschen Erstling einen sehr vielschichtigen Roman vor. Vor allem ab der Mitte wird es immer schwieiriger, den Verzweigungen und zahlreichen Beteiligten zu folgen. Geschickt gelegte falsche Spuren erhöhen sie Spannung. Nur der Showdown am Ende erscheint übertrieben und ist auch in der inneren Logik des Täters nicht schlüssig. Und es ist einer der seltenen - zumindest soweit sie den deutschen Sprachraum erreichen - Krimis aus Norwegen, die nicht Oslo als Schauplatz haben.

Dort blieben sie stehen, der große Bruder und die große Schwester, um mit gesenktem Kopf Abschied zu nehmen. Ein stärkeres Bild dieser Tragödie hätte sich Niklas kaum ausdenken können. Er sah, wie der Wanderer mit den Tränen kämpfte, während seine Schwester eher wirkte, als wäre das alles nur noch die traurige Bestätigung einer Tatsache...
Niklas blieb stehen und betrachtete das ungleiche Paar, Bruder und Schwester, mit denen das Schicksal so gnadenlos und unbarmherzig umgesprungen war. Die beiden sahen sich nicht besonders ähnlich, abgesehen von ihren markanten Geschichtszügen, die sie älter aussehen ließen, als sie waren.

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