Buchtipp : Ólafur Jóhann ÓLAFSSON, Vergebung der Sünden. (Rezension)

Ólafur Jóhann ÓLAFSSON, Vergebung der Sünden.

Island/Roman/

 Ólafur Jóhann ÓLAFSSON: Vergebung der Sünden.
Ólafur Jóhann ÓLAFSSON: Vergebung der Sünden.
(Fyrrirgefning Syndanna., 1991)
310 S, ISBN: 3-88243-367-1
Göttingen: Steidl, 1995
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Ein Leben, zerstört vom Schatten eines Verbrechens.
Pétur Pétursson wächst im Reyklavík der 1930er-Jahre in einer guten Mittelschichtfamilie mit seiner Schwester auf. Verliebt ist er in seine schöne Klassenkameradin Gudrun, die allerdings diese Liebe nicht wirklich erwiedert, sondern ihn an der langen Leine laufen lässt und ihm gelegentlich Hoffnungen macht. Als Gudrun nach dem Abitur nach Kopenhagen geht, folgt er ihr und beginnt dort ein Wirtschaftsstudium. Gudrun hält Pétur auf Distanz, und irgendwann erkennt er, daß sie einen wirklichen Liebhaber hat: Jon.
1940 besetzen die Deutschen Truppen Dänemark. Im Untergrund bilden sich Widerstandsgruppen, und bei einer dieser Gruppen ist Jon aktiv, und er versucht, auch die anderen Isländer von der Notwendigkeit des Kampfes gegen die Deutschen zu überzeugen.
Als Gudrun seinen Annäherungsversuch sehr massiv zurückweist, wird Pétur klar, daß sie ihn nie geliebt hat. Aber er will diese Kränkung nicht hinnehmen, sondern sinnt auf Rache. Die Bekanntschaft mit einem deutschen Soldaten scheint ihm dafür nützlich. Und als sich ihm die Gelegenheit bietet, Dänemark zu verlassen und nach Island zurückzukehren, nimmt er seine Rache und begeht ein Verbrechen. Aber dieses Verbrechen wird ihn den Rest seines Lebens verfolgen. Er glaubt, es durch Erfolg aufwiegen zu können, aber der Erfolg und die Last der Vergangenheit machen ihn zum Menschenfeind.
Kaum in Island zurück, flieht er praktisch in die USA, nennt sich nun Peter Peterson und baut eine Firma auf. Er ist erfolgreich, schaltet die Konkurrenten aus - aber am Ende seines Lebens weiß er, daß er im Prinzip gescheitert ist, vor allem als Mensch. Und irgendwie in der Hoffnung auf Vergebung legt er seine Lebensbeichte ab. Und doch war alles umsonst.
Fazit: Der Roman ist mit seinem steten Wechsel der Zeitebenen nicht einfach zu lesen, besonders die erst 50 Seiten verleiten zum Aufgeben, weil man keinen Zugang zu der Person findet. Doch die Auseinandersetzung um Schuld und Sühne ist es wert, das Buch bis zum bitteren Ende zu lesen. Man kann sich von seiner Schuld nicht reinwaschen…

Ich hätte es spüren müssen. Es hätte nicht nötig sein dürfen, daß du mich fragst. Ich hätte an deiner Stimme erkennen müssen, wie glücklich du warst, als ich erwähnte, daß ich Weihnachten vielleicht kommen würde. Natürlich hätte ich das hören sollen. Und ich hatte es auch gehört, es aber nicht weiter beachtet. Warum habe ich überhaupt erwähnt, daß ich Weihnachten kommen würde, bevor ich mir sicher war? Es war nur so eine Idee, die ich an einem Donnerstag abend hatte. Am Freitag hatte ich sie bereits vergessen. Aber das konnte Vater nicht wissen; er freute sich darauf, daß wir nach Hause kommen würden. Monatelang freute er sich darauf, monatelang. Und die Enttäuschung, als er mich am 20. Dezember anrief und ich ihm sagte, ich könne das Büro nicht im Stich lassen. Ich hatte schon fast vergessen, daß ich so etwas angedeutet hatte.

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