Buchtipp : Ævar Örn JÓSEPSSON, Blutberg. (Rezension)

Ævar Örn JÓSEPSSON, Blutberg.

Island/Krimi/

 Ævar Örn JÓSEPSSON: Blutberg.
Ævar Örn JÓSEPSSON: Blutberg.
(Blóðberg., 2005)
494 S, ISBN: 978-3-442-73858-8
München: btb Verlag, 2009
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Ein italienischer und ein isländischer Konzern errichten mit billigen Leiharbeitskräften aus Portugal, China und anderen Ländern etwa 100 km westlich von Egilsstaðir im unberührten Hochland den Staudamm für das Kraftwerk Karahnjúkar. Die Firmenleitungen erhalten eMails von der "Grünen Armee", in denen sie aufgefordert werden, den Bau bis zum 28. Februar einzustellen, oder das Urteil würde vollstreckt.
Zwei Tage vor diesem Termin kommen sechs Männer, darunter leitende Mitarbeiter der Firmen, durch einen Felssturz ums Leben. Der überlebende Siebente, ein portugiesischer Arbeiter, will eine Explosion vernommen haben. Allerdings wütete zu dieser Zeit ein starker Schneesturm, und der Überlebende ist unansprechbar. Dann aber begeht der leitende Sicherheitsbeauftragte Selbstmord.
Zur Unterstützung der örtlichen Polizei bei der Untersuchung werden vier Kriminalbeamte aus Reykjavik an den Unfallsort entsandt: Stefán, Katrín, Árni und Guðni. Aber die kommen mit der Untersuchung nicht weiter. Aufgrund des Wetters gibt es keine verwertbaren Spuren, und es hat auch niemand etwas Verdächtiges beobachtet. Der abgestürzte Felsüberhang war nach Meinung einiger Beteiligter gefählich und hätte längst abgesprengt werden müssen, andere wiederum hielten ihn für sicher. Andererseits hatten einige der Männer im Camp durchaus Motive, den einen oder anderen der getöteten Männer umzubringen. Außerdem gab es im Camp Rauschgift und Prostitution, so daß möglicherweise auch Konkurrenten im Spiel waren.
Dann wird zum angekündigten Termin eine Brücke gesprengt - obwohl überall Wachen aufgestellt worden waren. Island hat seine erste Terrorattacke, der Fall wird der Kriminalpolizei entzogen und dem SEK, der Abteilung für Internationale Zusammenarbeit, übertragen. Aber hingen diese zwei Fälle überhaupt zusammen?
Der Autor setzt seine Figuren gut ein, sie werden relativ ausführlich vorgestellt und dadurch plastisch. Im Roman wechseln einander eher kurze Abschnitte aus der Sicht oder Handlungsebene der einzelnen Protagonisten. Damit läuft die Handlung nicht linear, sondern in verschiedenen Facetten ab. Der Handlungsverlauf wird immer wieder unterbrochen und setzt an einer anderen Stelle wieder ein.
Fazit: Um den Handlungssträngen zu folgen, muß man das Buch konzentriert lesen. Keine einfache Lektüre, aber die Vermittlung der ungezähmten Naturgewalten Islands als äußerem Rahmen und die Auseinandersetzungen der Beteiligten im Inneren lassen die Spannung nicht abfallen.

Nie in seinem Leben hatte er eine Luft wie diese eingeatmet, nie einen Himmel wie diesen gesehen. Hier war gut sein, beschloss er, hier würde er sich wohlfühlen, in dieser unglaublichen Natur, in dieser unendlichen Weite. ... Er fand jedoch keine Erklärung dafür, wieso irgendjemand auf die Idee kommen konnte, an diesem Ort, der auf Erden nicht seinesgleichen hatte, ein Kraftwerk zu errichten.

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