Buchtipp : Arnaldur INDRIÐASON, Kältezone. (Rezension)

Arnaldur INDRIÐASON, Kältezone.

Island/Krimi/

 Arnaldur INDRIÐASON: Kältezone.
Arnaldur INDRIÐASON: Kältezone.
Kommissar Erlendur 6
(Kleifarvatn., 2004)
413 S., ISBN: 978-3-404-15728-0
Bergisch-Gladbach: Bastei-Lübbe TB, 2007
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Arnaldur Indriðason entwickelt in einigen seiner Romane die Tendenz, Island zu verlassen und einen Teil der Handlung in ein anderes europäisches Land zu verlegen. Das Deutschland bald nach dem Krieg hat es ihm scheints angetan. War es im "Codex regius" überwiegend Westdeutschland, so ist es diesmal Leipzig und die entstehende Deutsche Demokratische Republik.
Dorthin wird Tómas, Mitglied der Sozialistischen Partei Islands, mit einem Stipendium der DDR zum Studieren entsandt. Dort verliebt er sich in Ilona, eine Ungarin. Es ist die Zeit vor dem Ungarnaufstand, und Ilona öffnet ihm die Augen, was der Kommunismus tatsächlich bedeutet. Und auch Tómas erkennt, daß in der DDR aus dem Sozialismus eine Diktatur geworden ist.
Diese Erkenntnis wird für alle Beteiligten Folgen haben, keine Angenehmen, und schließlich mit einer Leiche im See Kleifarvatn enden. Eine Leiche, die an ein sowjetisches Sendegerät gekettet ist.
Fazit: Wie immer bei Indriðason spielen Verschwundene und die Vergangenheit mit ihrem Einfluß auf die Gegenwart eine große Rolle. Die Atmosphäre Leipzigs der 1950er-Jahre, das er nicht kennen kann, trifft er nur bedingt - totale Unterdrückung ist für einen Isländer nicht wirklich vorstellbar. Und obwohl man als Leser bald mehr weiß und ahnt als Erlendur, bleibt der Roman fesselnd.

Tómas war im Keller, als er die Türklingel hörte. Er wusste, dass es die Polizei sein musste. ... Er wandte seinen Blick vom Kellerfenster ab und dachte an Ilona. Sie hatten einmal vor dem Bach-Monument an der Thomaskirche gestanden. Es war ein schöner Sommertag, und sie umarmten sich. Um sie herum waren Leute unterwegs, Straßenbahnen und Autos, aber trotzdem waren sie ganz allein auf der Welt. [...]
Ilona schaute an der Kirche hoch, zum Turm hinauf. "Du bist mein Thomas", sagte sie und küsste ihn. Bach starrte über ihnen regungslos in die Ewigkeit, aber er glaubte zu sehen, wie ein Lächeln um seine Lippen spielte. "Immer", sagte er. "Ich werde immer dein Thomas sein."

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