Sizilien: Bagheria

Vor rund 300 Jahren begannen Adelsfamilien aus Palermo, 15 Kilometer südöstlich der Hauptstadt noble Barockvillen als Sommerresidenz zu errichten: die Villa Butera, die Villa Valguarnera und die Villa Palagonia.

Bagheria, Villa Palagonia
Bagheria, Piazza Garibaldi, Mai 2014
Villa Palagonia
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Von der ehemaligen Ruhe und Schönheit des Ortes Bagheria ist nach der wilden Bebauung im 20. Jahrhundert nicht viel übrig geblieben. Die Bauwelle verschlag die Gärten der Paläste und erstickte sie in planlos errichteten Zemenbauten.

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Bagheria Sehenswertes

Während der Eingang zu Villa Butera vermauert ist und in der Villa Cattolica die städtische Bibliothek untergebracht ist, erscheint die Villa Palagonia noch weitgehend erhalten. Interessant ist auch die Villa Valguarnera.

Bagheria Geschichte

1658 entschloß sich Giuseppe Branciforti, Principe di Butera, seine Sommerresidenz in der Ebene von Monte Catalfano als kastellartigen Herrensitz errichten zu lassen. In den folgenden 50 Jahren folgten die bekanntesten Adelsfamilien Westsiziliens seinem Beispiel. Weitere 50 Jahre später wurde die Villa Butera modernisiert und ihr ein Straßenkreuz vorgelagert, um das herum sich die Ortschaft Bagheria - der Name kommt möglicher3weise vom arabischen Bab el gherib (Windtor) oder von Bahariah (Küste) - entwickelte.
Kurz nach 1700 entstand die Villa Cattolica von Francesco Bonanni, Principe di Cattolica, errichtet vom Dominikanerarchitekten Tommaso M. Napoli (1659-1725). Seit 1974 ist die Villa Sitz der Galleria d'Arte Moderna. Napoli baute auch 1714-21 für die Principessa Maria Anna del Bosco Gravina die Villa Valguanera mit Anfahrtsallee, einem von Säulenhallen flankierten, querovalen Hof und der konkav geschwungenen Fassade. Die bekannte Schriftstellerin Dacia Maraini (*1936) hat hier einen Teil ihrer Jugend verbracht.
Ab 1715 wurde die Villa Palagonia für Francesco Ferdinando Gravina e Crujillas, Fürst von Palagonia, ebenfalls von Tommaso M. Napoli errichtet. International bekannt ist sie durch die 62 grotesken Steinskulpturen, die den Hauptbau umgeben.

Bagheria, Villa Palagonia
Bagheria, Piazza Garibaldi, Mai 2014
Villa Palagonia, Figuren
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

1790-92 errichtete der Architekt Giovanni Venanzio Marvuglia die Villa Villarosa, ein klassizistisches Bauwerk mit einer Kolossalordnung korinthischer Säulen. Sie steht am Ende der in Bagheria vertretenen Zeitstile.
Der Niedergang der Stadt begann 1812 mit der Aufhebung des Feudalismus. Die verarmten Adeligen verkauften ihre Villen an ihre dubsiosen Verwalter und Pächter, die sie weitgehend verkommen ließen. Der Bauboom nach dem Zweiten Weltkrieg und die mafiösen Strukturen gaben ihnen den Rest. Straßen verschlingen die Parks, die Gärten der Villen werden immer mehr beschnitten, die Villen von gesichtslosen Wohnblöcken eingetwängt, wenn nicht überhaupt zerstört. Die teilweise in Bagheria aufgewachsene Autorin Dacia Maraini beschreibt diese Zerstörung des kulturellen Erbes in ihrem Buch Bagheria:

„Auf diese Weise wurden die großartigen Villen Bagherias, die im 18. Jahrhundert entstanden sind und zu den wertvollsten Kunstdenkmälern Siziliens gehören, ihrer Umgebung beraubt; sie stehen nun da, inmitten des Häusermeers, wie mißhandelte und erstarrte Zeugen einer Vergangenheit, die offenbar nicht schnell genug ausgelöscht werden kann.”

Bagheria auf einen Blick

Bagheria Wappen Provinz Palermo (PA), lokaler Name: Baarìa, Bewohner: Bagheresi, Webseite (ital.)
55.000 Einwohner (2012), 29 km², 1.871 Einwohner/km², 76 Meter ü.d.M.
PLZ 90011, Vorwahl 091, ISTAT-Nummer: 082006

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