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BilderReise Mecklenburg-Vorpommern: Reisetagebuch

Begleiten Sie unsere Reise nach Mecklenburg-Vorpommern, nach Bayern Deutschland beliebtestes Ferienziel. Vom 9.-30. Juni finden Sie hier aktuelle Reise-Impressionen, Tipps zu Wohnen/Essen und Sonstiges von dieser Reise.

Reiseroute (geplant)

Bologna

40 Kilometer Arkaden durchziehen die Stadt

Wismar - Klützer Winkel - Schwerin - Ludwigslust - Parchim - Kühlungsborn - Heiligendamm - Bad Doberan - Rostock - Warnemünde - Halbinsel Darß/Zingst - Stralsund - Insel Rügen - Greifswald - Insel Usedom

29. Juni, 21. und letzter Tag

Das Wetter macht uns den Abschied von Usedom nicht so schwer: eine geschlossene Wolkendecke und leichter Regen. Am Weg zwischen Rostock und Wismar schüttet es. Viel Verkehr in die Gegenrichtung ab Hamburg. Bevor wir Usedom verlassen, besuchen wir noch kurz das Wasserschloß Mellenthin.
Da wir den ganzen Nachmittag zur Verfügung haben, fahren wir in Hamburg zum Jungfernstieg und schlendern dort ein wenig herum. Es gibt zwar immer wieder Sonnenfenster, aber durch den starken Wind ist es sehr kühl.
Die Rückfahrt mit dem Autozug Hamburg-Wien verläuft ohne Probleme. Wir haben das Abteil zu Beginn des Wagens, Stöße und Schütteln sind stark spürbar. Etwas besser ist vermutlich ein Abteil eher in der Wagenmitte. Das eingesetzte Wagenmaterial wirkt eher überholt.
Der Zug kommt pünktlich am Morgen des 30. in Wien an. Eine interessante und schöne Reise ist zu Ende.

Mellenthin

Usedom, Mellenthin, Wasserschloß Seitenansicht, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Das am Ende des 16. Jahrhunderts errichtete Wasserschloß ist heute ein Hotel mit Restaurant, Kaffeerösterei und eigener Brauerei. Um die Anlage herum kann man einen kleinen Spaziergang machen. Für Tagesgäste ist die Anlage erst ab 11 Uhr zugänglich, es wird ein „Brückenzoll” von € 2,- erhoben, der aber mit der Konsumation gegengerechnet wird. Im Schloßhof sitzt man sehr angenehmen - die Sonne lässt sich ein wenig sehen. Das Bier und das Essen konnten wir leider nicht probieren, da hätten wir am Vorabend hinfahren müssen, da gibt es diverse Buffetabende.

Wasserschloss Mellenthin, Dorfstraße 25, 17429 Mellenthin, Tel. 038379/2878-0, www.wasserschloss-mellenthin.de

28. Juni, 20. Tag

Einem sonnigen Vormittag, der schon zu einem Strandbesuch einlädt, folgt kurz nach Mittag ein Gewitter mit heftigem Regen und am Nachmittag nochmals ein Guß. Aber im Vergleich zum Rest Deutschlands dürfte das Wetter hier doch wesentlich besser sein: dort regnet es.
Die Kaiserbäder Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin gehen je ineinander über. Wir gehen auf der Strandpromenade nach Bansin.

Bansin

Bansin wurde vor rund 100 Jahren gezielt als Ostseebad gegründet. Es ist das kleinste der drei Bäder, und irgendwie fehlt ihm die Größe und Ausdehnung der anderen. Der Platz vor der Seebrücke ist bescheiden, die Hauptstraße eher kurz. Natürlich gibt es etliche Villen im Stil der Bäderarchitektur, aber es fehlt etwas die Pracht, wie sie Heringsdorf oder Ahlbeck aufweisen.

Usedom, Seebad Bansin
Usedom, Seebad Bansin, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Abendessen

Das Abendessen nehmen wir in einem in einem Reiseführer empfohlenen Lokal ein, dem Restaurant Wehrmanns Alt-Heringsdorf. Die Karte verspricht Fisch und Fleisch aus biologischer oder schonender Aufzucht, aber die Garnelen kommen aus Bangladesch. Wir nehmen Zanderfilet und Lachsforelle (jeweils € 17,50 inkl. Kartoffeln und Salat). Durchaus ok, aber nicht ganz der etwas gehobeneren Preisklasse entsprechend.

Restaurant „Wehrmanns Alt-Heringsdorf”, Kulmstraße 7A, 17424 Seebad Heringsdorf, Tel. 03837/854201, www.strandhotel-ostseeblick.de

27. Juni, 19. Tag

Wieder hält sich das Wetter erfreulicherweise nicht ganz an die Vorhersage. Der Morgen begrüßt uns mit Sonnenschein, der zwar immer wieder für kürzere oder längere Perioden von Wolken unterbrochen wird, aber es regnet nicht. Und es wird wieder wärmer, 14°C waren doch schon etwas wenig.

Peenemünde

Das erste Ziel des Tages war die Heeresversuchsanstalt in Peenemünde. Ab 1936 entwickelten Wissenschaftler unter Wernher von Braun Raketen. Offiziell zur Erforschung der Raumfahrt wurden Raketen als Terrorwaffen entwickelt und getestet. Die erste Rakete wurde im Oktober 1942 erfolreich gestartet. Sie erreichte eine Höhe von 84,5 Kilometern und hatte eine Reichweite von 90,6 Kilometer. Es war die erste Rakete, die die Erdatmosphäre verließ.
Im Sommer 1944 waren dann die ersten, mit Bomben bestückten Raketen einsatzbereit. Obwohl sie nicht mehr kriegsentscheidend waren, wurden 22.000 V2-Raketen auf belgische, französische und englische Städte abgeschossen. Nach dem Krieg bauten sowohl die Sowjets als auch die Amerikaner mit dem Personal aus Peenemünde und deren Wissen ihre Raketenproduktion auf.

Usedom, Peenemünde, V2-Rakete
Usedom, Peenemünde, V2-Rakete, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Das Museum (Eintritt € 8,-) zeigt in einer Ausstellung die Entwicklung der Raketen, aber auch das Los der Zwangsarbeiter und die Nachnutzung nach dem Krieg sehr umfangreich. Außerdem sind am Freigelände vorhandene Einrichtungen wie das Kraftwerk, die Kohleförderung, die Werksbahn und ein Raketenschnellboot zu sehen.
Im Hafen von Peenemünde liegt das Unterseeboot U-461 der sowjetischen Juliett-Klasse. Mit 89 Metern Länge und fast 10 Metern Breite war es das größte diesel-elektrische U-Boot. Das Boot hatte eine Reichweite von 18.000 Seemeilen und konnte bis zu 300 Meter tief tauchen.

Wolgast

Die Herzogstadt Wolgast war auch eine Hasenstadt. 330 Jahre lang war es Residenzstadt des Wolgaster Adelsgeschlecht. Mit dem Tod von Herzog Philipp Julius starb das Geschlecht 1625 aus, die politische Macht verlagerte sich nach Stettin.
Sehenswert sind der Marktplatz mit dem Rathaus, einige Bürgerhäuser aus dem 18. Jahrhundert und die spätgothische St.-Petri-Kirche. Im Museumshafen ankert das 1890 vom Stapel gelaufene Eisenbahndampffährschiff Stralsund.

26. Juni, 18. Tag

Das Wetter war besser als die Vorhersage. Zwar war es deb ganzen Tag stark bewölkt mit ganz kurzen sonnigen Einsprengseln, aber es regnete nicht mehr. Wir nützten die Gelegenheit für eine Besichtigung von Anklam und Greifswald.

Anklam

Irgendwie hat die ehemalige Hansestadt nicht viel zu bieten: eine Kirche, einen Marktplatz, das Steintor und das Otto-Lilienthal-Museum, die Attraktion des Ortes. Das Museum ist überraschend klein, bietet ein paar interaktive Stationen und informiert mit zahlreichen Modellen über das Fliegen allgemein und den deutschen Flugpionier.

Anklam, Otto-Lilienthal-Museum, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Anklam selbst macht nicht den Eindruck eines aufstrebenden Ortes, etliche Gebäude warten auf die Renovierung, die Ladenzeilen sind meist leer. Schade.

Greifswald

Ganz anders die Universitäts- und Hansestadt Greifswald. Viele Läden in der Fußgängerzone, viele Lokale. Die Häuser am Marktplatz hübsch renoviert. Die Gemäldegalerie im Pommerschen Landesmuseum zeigt ein paar Bilder von Frans Hals, Caspar David Friedrich, Vincent van Gogh, Max Liebermann und Max Pechstein. Drei große Kirchen im Stil der Backsteingothik. Ein hübscher Ort.

Abendsessen

Bei der Rückfahrt nach Heringsdorf entdecken wir in Wolgast ein nettes Lokal: Der Speicher. Innen hübsch im maritimen Stil eingerichtet, angenehm zum Sitzen, gutes Essen. Wir nahmen einen XL-Burger mit Kartoffelspalten (€ 12,50) bzw. Mariniertes Matjesfilet mit Bratkartoffeln (€ 9,50). Gut gegessen!

„Der Speicher”, Hafenstraße 22, 17438 Wolgast, Tel. 03836/231891, www.speicher-wolgast.de

25. Juni, 17. Tag

Es gibt wohl wenig unpassenderes als einen Badeort im Regen. Und heute regnete es den ganzen Tag, mal stärker, mal schwächer, aber ohne spürbare Pause. Außerdem wehte ein relativ starker Wind, der aber die Regenwolken nicht vertreiben konnte.

Usedom, Heringsdorf, Strand im Regen, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

So blieb nicht viel mehr als ein kleiner Spaziergang entlang der eher verlassenen Strandpromenade und Seebrücke. Nicht einmal die Villen beeindrucken im Grau.

24. Juni, 16. Tag

Der Himmel war überwiegend bewölkt, die Sonne zeigte sich nur sporadisch. Dunkle Wolken drohten mit Regen, aber es blieb bei der Drohung.

Seebad Heringsdorf/Ahlbeck

Die Seebäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck bezeichnen sich auch als die „Kaiserbäder”. Sie gehen praktisch nahtlos ineinander über, man kann entlang der Strandpromenade bequem von einem zum nächsten gehen. Heringsdorf liegt in der Mitte, so daß man sich für eine Richtung entscheiden muß.
Unser Spaziergang führte zunächst zur Seebrücke von Heringsdorf, die erst nach der Wende die ursprüngliche, im Krieg vom Eis zerstörte Seebrücke ersetzte und den englischen Piers nachempfunden ist. Während die anderen Seebrücken einfach aufs Meer hinausführende Stege und Anlegestellen sind, gibt es auf dieser Lokale und eine Einkaufspassage. Am Beginn stehen eine Reha-Klinik und das Kurhotel - wenig ansprechende Relikte aus der DDR-Zeit.

Usedom, Seebad Heringsdorf, Reha-Klinik und Kur-Hotel
Usedom, Seebad Heringsdorf, Reha-Klinik und Kur-Hotel, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Die Strandpromenade entlang reiht sich eine feudale Villa im Stil der Bäderarchitektur an die andere. Die meisten sind mittlerweile schön renoviert und in Ferienwohnungen oder Hotels umgewandelt. Ein hübsches Ensemble.
Richtung Ahlbeck werden die Villen an der Strandpromenade einfacher und stehen nicht mehr inmitten parkähnlicher Gärten. Sie wirken auch im Stil einheitlicher.
Die Seebrücke in Ahlbeck ist die einzige noch im Original erhaltene. Am Beginn befindet sich ein nettes Lokal, in dem man schön in der Sonne sitzen kann - wenn sie scheint.
Entlang der Strandpromenaden gibt es zahlreiche Lokale unterschiedlicher Preisklassen - vom Imbißstand mit Bratwurst oder Fischbrötchen um € 2,- bis zum Vier-Gang-Menü um € 60,- ist alles zu haben. Am Strand selbst gibt es kaum Lokale. Man muß sich entweder selbst eine Strandmatte oder ähnliches mitbringen oder einen Strandkorb mieten (ca. € 7,-/Tag). Andere Sitzgelegenheiten, Liegestühle und Schirme gibt es nicht, auch keine Strandduschen und nur wenige WCs. Der Strand wird überwacht.

Abendessen

Ganz in der Nähe unserer Unterkunft befindet sich das Restaurant „Schmiedehaus”, das schon beim Vorbeigehen einen guten Eindruck machte. Und wir hatten uns nicht getäuscht. Sowohl die Gebratene Kalbleber mit karamelisierten Äpfeln und Kartoffelpürree (€ 13,-) als auch Piroggen mit Fleisch (€ 10,50) hinterließen einen sehr guten Eindruck.

Gasthof „Schmiedehaus”, Delbrückenstraße 29, 17424 Seebad Heringsdorf, Tel. 038378/32400

23. Juni, 15. Tag

Nach einem trüben Morgen und etwas Regen gab es zu Mittag kräftigen Sonnenschein. Wir übersiedeln von Binz auf Rügen nach Heringsdorf auf Usedom. Die schwarzen Wolken scheinen uns zu begleiten, zwischen Greifswald und Wolgast regnet es ziemlich stark.
Hier in Heringsdorf ist es wieder überwiegend sonnig. Die Ferienwohnung im „Haus Zander” ist ok, kommt aber nicht ganz an die in Binz heran.

22. Juni, 14. Tag

Wetter warm, bewölkt mit sonnigen Abschnitten, gegen Abend sonnig.
Ruhetag. Strandwanderung am Badestrand in Binz.

Abendessen

Diesmal gegenüber dem „Glasner's” im „Restaurant Plattdüütsch”. Wir nahmen Schweinebraten Pommernart mit Minzkohl und Petersilienkartoffeln (€ 10,80) und die Rindsroulade mit Blaukraut (€ 13,80). Durchaus gut, aber leider war das Fleisch etwas vertrocknet. Der Schwerpunkt des Lokals dürften eher die Fischgerichte sein.

Restaurant Plattdüütsch im Centralhotel Binz, Hauptstraße 13, 18609 Ostseebad Binz, Tel. 038393/3460, www.centralhotel-binz.de

Unterkunft

Die Woche in Rügen haben wir im „Aparthotel Binzer Sterne” verbracht. Das Appartment mit etwa 39 m² verfügt über eine Wohn-Essbereich mit Küchenzeile (Mikrowelle, kein Backofen, keine Spülmaschine), ein Schlafzimmer, kleiner Vorraum, Bad mit Dusche und WC. Im Wohnbereich Couch mit Schlafmöglichkeit. Alles groß genug, angenehm eingerichtet und funktionell. Wir haben uns sehr wohl gefühlt.

Aparthotel Binzer Sterne, Klünderberg 21, 18609 Ostseebad Binz, Tel. 038393/1370, www.binzersterne.de

21. Juni, 13. Tag

In der Nacht gab es Gewitter, den Tag über wirkt das Wetter unentschlossen, stark bewölkt mit sonnigen Abschnitten, sieht nach Regen aus - aber es kommt keiner. Gegen Abend dann wieder sonnig. Wir fahren in den Nationalpark Jasmund und nach Kap Arkona.

Nationalpark Jasmund

Im Nationalpark Jasmund an der Ostseite der Insel befinden sich die Kreidefelsen Rügens und der berühmte Königsstuhl. Der Name der mit 117 Metern höchsten Kreideformation geht auf eine Sage zurück: derjenige, dem es gelang, den Felsen zu erklimmen, wurde zum König ernannt. Für den Königsstuhl selbst muß man Eintritt bezahlen, sieht ihn dan aber nicht, sondern steht nur auf ihm. Dafür gibt es aber eine Multimediashow. Wir sparten die € 7,50 Eintritt und gingen zur Viktoria-Sicht, etwa 500 Meter südlich. Von dort hat man einen ausgezeichneten Blick auf den Königsstuhl.
Der Königsstuhl ist nur zu Fuß 0der per Bus erreichbar. Etwa 200 Meter nach dem zentralen Parktplatz gibt es einen privaten Parkplatz, der € 3,50/Tag kostet und damit etwas billiger ist. Vom zentralen Parkplatz gibt es einen Shuttlebus zum Eingang des Nationalpark-Zentrums (€ 1,65). Allerdings kann man die rund zwei Kilometer auch sehr bequem durch den teilweise 2000 Jahre alten Buchenwald wandern.

Kap Arkona

Rügen, Kap Arkona
Rügen, Kap Arkona, Schinkelturm und Neuer Leuchtturm, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Kap Arkona ist der (fast) nördlichste Punkt der Insel Rügen. Hier stehen nebeneinander zwei Leuchttürme: der 1828 in Betrieb genommene Schinkelturm, quadratisch-klassizistisch und 19 Meter hoch; und der 1902 errichtete Neue Leuchtturm, ein 36 Meter hoher runder Ziegelbau. Der Schinckelturm steht unter Denkmalschutz und wird heute als Standesamt verwendet.
Etwas abseits befindet sich der 1927 von der Reichsmarine errichtete Marinepeilturm. Zu Kriegsbeginn wurde hier eines der ersten Funkpeil- und Ortungsgeräte installiert.
Kap Arkona kann man nur zu Fuß oder mit einer Bäderbahn von Putgarten aus erreichen (rund 2 Kilometer). Gegen Abend, wenn sich die Besucher verlaufen und der Imbiß geschlossen hat, spürt man eine eigenartige, fast mystische Stimmung.

Abendessen

Das Abendessen nehmen wir in „Glasner's Restaurant und Cafe” an der Hauptstraße. Sehr gutes Rumpsteak (€ 17,90, Beilagen extra) bzw. Wittower Fischerschmaus (€ 14,50), eine interessante Kombination aus gebratenem Rotbarschfilet auf Wirsingkohl unter einer Kartoffel-Käsekruste. Nettes Lokal, freundliche Bedienung.

Glasner's Restaurant und Cafe im Hotel „Villa Neander”, Hauptstraße 16, 18609 Ostseebad Binz, Tel. 038393/5280, www.glasner.de

20. Juni, 12. Tag

Die warmen Temperaturen von bis zu 29° halten an. Allerdings wechseln tagsüber sonnige und bewölkte Abschnitte.
In manchen Ortsdurchfahrten bräuchte es gar keine Geschwindigkeitsbegrenzung zu geben. Die gepflasterten Straßen sind in einem derart schlechten Zustand, daß man sich in ein Drittweltland versetzt glaubt. Schlaglöcher, Randabbrüche - bestenfalls 30 km/h sind hier möglich. Diese Straßenteile wirken wie aus der Vorkriegszeit. Ob sie mit Absicht oder aus Geldmangel erhalten blieben, wäre interessant. Und wenn auch vor jeder besseren Kurve oder Abzweigung eine Geschwindigkeitsbegrenzung angezeigt wird, bei diesen Straßen fehlt jeder Hinweis.

Putbus

Rügen, Putbus, Häuser am Circus
Rügen, Putbus, Häuser am Circus, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Anfang des 19. Jahrhunderts verwandelte Fürst Wilhelm Malte I. den Herrensitz in einen repräsentativen Residenz- und Badeort. Er schuf eine einheitliche klassizistische Anlage - die „Weiße Stadt”. Rund um den Circus stehen 15 sogenannte „Kavaliershäuser”, die als Verwaltungsgebäude und Wohnungen der Bediensteten errichtet wurden. Vom Schloß am Schwanenteich ist nur noch die Terrasse erhalten. Es wurde nach 1945 dem Verfall überlassen und 1964 endgültig gesprengt.
Auch ohne Schloß ist Putbus einen Besuch wert.

19. Juni, 11. Tag

Der bisher heißeste Tag mit bis zu 29º, allerdings bei mehrheitlich bedecktem Himmel.
Mit der ab Samstag einsetzenden Urlaubswelle fürchtet die Polizei einen enormen Anstieg der Unfallzahlen. Vor allem Parkplatzkollisionen mit Fahrerflucht verdoppeln sich in der Regel. Sind es derzeit 2-3 Fälle täglich, so erwartet das Sassnitzer Polizeirevier, in dessen Zuständigkeitsbereich die Ostseebäder fallen, nun durchschnittlich sechs Anzeigen pro Tag. Nun sind Parkplätze hier rar und teilweise eng, aber damit hätte ich nicht gerechnet.

Hiddensee

Viele Fähren führen auf die autolose Insel an der Westseite von Rügen. Wir nahmen die Fähre von Schaprode, die in rund 30 Minuten Vitte und in 45 Minuten Kloster erreicht. Von Vitte nach Kloster sind es rund zwei Kilometer, und von Kloster noch einmal ca. 1,5 Kilometer bis zum Leuchtturm am Dornbusch, dem bevorzugten Ausflugsziel der Insel. In Kloster selbst gibt es das Gerhart Hauptmann Museum. Der deutsche Dichter verbrachte zahlreiche Sommer in Kloster und ist auch hier begraben. Insgesamt ein lohnender Ausflug.

Hiddensee, Grab von Gerhart Hauptmann
Rügen, Hiddensee, Grab von Gerhart Hauptmann, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

18. Juni, 10. Tag

Rügen ist flach, die höchste Erhebung ist der Piekberg mit 161 Metern. Leider ist flach nicht eben. Und so muß man bei Wanderungen (und Radtouren) durchaus mit beachtlichen Steigungen rechnen.
Das Wetter war sonnig und warm, relativ wenig Wind. Nach einer Besichtigung von Binz fuhren wir nach Prora.

Ostseebad Binz

Das Ostseebad Binz ist ein hübscher Ort, natürlich mit Seebrücke, Kurhaus und einigen hübschen Bauten der Bäderarchitektur.

Prora

Rügen, Prora
Rügen, Prora, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Auch den Nationalsozialisten gefiel Rügen. Etwa 3 Kilometer östlich von Binz bauten sie ab 1935 ein gigantisches Feriendomizil. Die Organisation „Kraft durch Freude” (KdF) wollte hier 20.000 Volksgenossen gleichzeitig einen Urlaub ermöglichen. In acht sechsgeschoßigen Betonblocks von je 550 Metern Länge sollten 10.000 Zimmer zu je 12 m² Erholung bieten. Insgesamt erstreckt sich der „Koloss von Prora” auf 4,5 Kilometern in einheitlich grauen Bauten hinter einer Schutzdüne den Strand entlang. Die Gigantomanie lässt sich nur aus der Luft wirklich erfassen.
Mit Kriegsbeginn wurden die Arbeiten eingestellt, die Anlage blieb unvollendet. Nach dem Krieg wurde versucht, sie zu sprengen, was allerdings zu mühsam war. Ein Teil der Anlage wurde dann von der Nationalen Volksarmee (NVA) als Ausbildungslager und Ferienunterkunft für Offiziere genützt.
Heute werden verzweifelt Konzepte für die Nutzung gesucht. Zwei Blocks sollen zu Wohnungen umgebaut werden. Ferienwohnungen werden in einem anderen Block errichtet. Einen Block nimmt auch die Kultur Kunststatt Prora ein, die mehrer Museen auf fünf Etagen vereint. Vor allem wird die NVA-Nutzung dokumentiert. Aber es gibt auch ein Museum der Hansestädte und Rügen. Das KdF-Museum ist etwas unscheinbar geraten, nur ein Zimmer in Originalausstattung ist vorhanden. Die Baugeschichte wird hier und im Dokumentationszentrum Prora dargestellt, das aber leider über keine Originalräume verfügt.

Abendessen

Nur rund 200 Meter von unserem Quartier entfernt ist der Kleinbahnhof Binz, in dem sich das Restaurant Rasender Roland befindet. Neben des Gleisen kann man angenehm auch am Abend in der Sonne sitzen. Leider entspricht das Essen (gebratener Hering mit Bratkartoffeln bzw. Deutscher Spargel mit holländischer Sauce und Rügener Kartoffeln) nicht ganz den Annehmlichkeiten, es ist ok, aber eher durchschnittlich. Der Marchfelder Spargel schmeckt mir besser.

„Restaurant Rasender Roland”, Bahnhofstraße 54, 18609 Ostseebad Binz, Tel. 038393/134970, Internet

17. Juni, 9. Tag

Das Wetter war vormittags eher durchmischt, ab Mittag überwiegend sonnig. An Aktivitäten gab es eine Wanderung zum Jagdscgloß Granitz und dann weiter zum Ostseebad Sellin.

Jagdschloß Granitz

Es gibt prinzipiell vier Möglichkeiten, zum Jagdschloß zu gelangen: direkt mit dem „Jagdschloßexpress”, der für € 7,- von der Seebrücke Binz direkt vor das Schloß fährt; mit der Schmalspurbahn „Rasender Roland” um € 1,80, allerdings muß man dann noch knapp einen Kilometer zu Fuß zum Schloß gehen; mit dem Rad oder zu Fuß - dann ist es eine Wanderung. Wir wählten die letzte Option, rund 2,5 Kilometer ab Kleinbahnhof Binz Ost. Ein netter Weg, manchmal etwas schlecht ausgeschildert, aber zu finden.
Das Jagdschloß gehörte den Herren von Putbus. 1836 wurde es im Stil einer gotischen Burg errichtet, der geplante Innenhof durch einen 38 Meter hohen Turm ersetzt. Den kann man über eine gußeiserne Wendeltreppe mit 154 Stufen erreichen und genießt einen herrlichen Rundblick über Rügen: bis nach Hiddensee und Dänemark kann man an klaren Tagen sehen. Dieser Tag war fast klar. Im Inneren des Schlosses gibt es eine Ausstellung zu seiner Geschichte und der der Familie. Zahlreiche Besucher fanden sich hier ein, die Jagden und Feste waren sehr beliebt.

Ostseebad Sellin

Das Ostseebad Sellin ist knapp 5 Kilometer vom Jagdschloß entfernt. Bemerkenswert ist die 1998 errichtete, 394 Meter lange Seebrücke, die längste Seebrücke Rügens. Insgesamt ein netter Ort mit einigen Villen im Stil der Bäderarchitektur.

Schmalspurbahn „Rasender Roland”

Binz, Bahnhof, Rasender Roland
Binz, Bahnhof, Rasender Roland, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Für den Rückweg von Sellin nach Binz wählten wir die Schmalspurbahn „Rasender Roland”. Der „Rasende Roland” ist eine Ende des 19. Jahrhunderts erbaute, 750-mm-Schmalspureisenbahn. Sie verkehrt zwischen 8 und 21 Uhr zwischen Putbus und Göhren etwa im Stundentakt. Die Dampflokomotiven stammen aus den Jahren 1914-1954, die Waggons haben einen Kohleofen zur Heizung und offene Perrons. Eine Fahrt mit dieser Bahn ist nett und sehr empfehlenswert.

16. Juni, 8. Tag

Das Wetter war am Vormittag überwiegend sonnig, am Nachmittag wechselten längere Wolken- und kurze Sonnenabschnitte einander ab. Gegen Abend war es dann durchgehend bewölkt, aber es regnet nicht.

Stralsund

Vor der Fahrt nach Rügen besichtigen wir noch zwei Museen, wobei der Begriff „Museum” das Ozeaneum nur bedingt beschreibt. Es versteht sich als „Haus des Meeres” und beschäftigt sich mit Flora und Fauna der Ostsee, vorwiegend, aber nicht ausschließlich. Auch die Bedrohung der Meere und der Meeresbewohner wird in einem größeren Zusammenhang thematisiert. Beeindruckend sind die zahlreichen Aquarien, in denen vor allem Fische in einer fast natürlichen Umgebung beobachtet werden können. Auffällig war, daß sich viele, vor allem größere Fische gerne in der Nähe der Glasscheibe aufhalten - ob die wohl ihrerseits die Besucher betrachten? Was sehen Fische überhaupt?

Stralsund, Deutsches Meeresuseum, Waalskelett
Stralsund, Deutsches Meeresuseum, Skelett eines Waals, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Das zweite interessante Museum in Stralsund ist das Deutsche Meeresmuseum, das in der ehemaligen Katharinenkirche untergebracht ist. Auch hier gibt es durchaus gut gestaltete Aquarien, die wie die Vorgänger derjenigen im Ozeaneum wirken. Schwerpunkt ist die Fischerei in der Ostsee und damit auch in der DDR. In der Volkswerft Stralsund etwa lief alle vierzehn Tage ein standardisierter Fischkutter vom Stapel. Die meisten waren für die Sowjetunion bestimmt.

Rügen

Nach diesen beiden Museumsbesuchen ging es dann am frühen Nachmittag auf die Insel Rügen, wo wir im Seebad Binz ein Appartment gemietet haben. Jetzt steht - neben einer Fahrt nach Hiddensee, eine Spaziergang an den Kreidefelsen und der Besichtigung von Putbus - vor allem Erholung am Programm. Möge das Wetter mit uns sein!

15. Juni, 7. Tag

Nach einem sonnigen Vormittag frischte gegen Mittag der Wind stark auf und brachte Wolken. Jetzt ist der Himmel bedeckt, und die Wettervorhersage vermeldet „Hohe Regenwahrscheinlichkeit”. Aber wir haben das geplante Programm absolviert, es liegt nur noch das Abendessen vor uns.
Hier im Norden Deutschlands gewinnt die Aussage: „Österreicher und Deutsche unterscheiden sich vor allem durch die gemeinsame Sprache” an Inhalt. Nur ein Beispiel: „Verzehrgäste frei” an einer Toilette. Gut.

Stralsund

Stralsund, Neuer Markt, Rathaus
Stralsund, Neuer Markt, Rathaus, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Der Tag war der Besichtigung Stralsunds gewidmet. Und es ging sich alles gut aus. Die Altstadt ist nicht sehr groß und gut zu Fuß („fußläufig”) zu durchstreifen. Giebelhäuser überwiegen. Kirchen dürften zu DDR-Zeiten nicht besonders gefördert worden sein, denn die meisten wirken beschädigt und sind in Renovierung.
Nicht versäumen sollte man den Blick vom Turm der Marienkirche, rund 104 Meter hoch. Die Kirche selbst ist die größte Pfarrkirche Stralsunds. Die Besteigung des Turms ist recht gut gelöst, es gibt einen Auf- und einen Abgang. Die Wendeltreppe ist nicht so eng und steil wie in Schwerin, wo man noch dazu ständig mit Entgegenkommenden rechnen mußte, aber nicht hätte ausweichen können. Nach der Wendel- und einigen Holztreppen steht man dann wirklich im Freien auf dem Turm und hat einen herrlichen Ausblick auf Stralsund und über die Rügenbrücke bis nach Rügen.

Unterkunft

Wir wohnen sehr zentral zwischen Jakobikirche und Hafen im Hotel „Amber Altstadt”. Eine eher ruhige Gegend, aber nicht weit von Restaurants entfernt. Zimmer und Bad sind ausreichend groß, sauber und gefällig. Im Zimmer gibt es einen Tisch mit zwei Sesseln und einen Tisch mit dem Fernseher und einem weiteren Sessel, auf dem ich sitze. Gutes und umfangreiches Frühstücksbuffet, freundliche Besitzerin. Rezeption nur tagsüber besetzt. Leider keine freien Steckdosen im Zimmer, Beleuchtung etwas düster. WLAN im ersten Stock nur bei Ausrichtung zum Fenster gut. Insgesamt Empfehlenswert!

Hotel Amber Altstadt, Heilgeiststraße 50, 18439 Stralsund, Tel. 03831/282580, Internet

14. Juni, 6. Tag

Das Wetter hat sich erfreulicherweise wieder beruhigt, tags überwiegend sonnig, aber sehr windig und damit kühl. Wir übersiedeln von Wismar nach Stralsund. Unterwegs fahren wir zur Halbinsel Darß/Zingst und schauen die „staatlich anerkannten Seebäder” Wustrow und Prerow an.

Wustrow

Hier verprach der Führer etwas mehr, als der Ort gehalten hat. Ja, die Ortkirche ist nett, der Ort ein gefälliger Seebadeort. Die angeführten Kapitänshäuser lassen sich nicht wirklich lokalisieren - vor allem, wenn man nicht weiß, wie sie aussehen sollen.

Prerow

Prerow, Leuchtturm, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Hier geht es nicht um den Ort selbst, der eigentlich nur Ausgangspunkt für die Wanderung zum Leuchtturm Darßer Ort ist. Der Weg durch den Darßer Wald ergibt sich mehr durch Intuition als durch Beschilderung. Erst in der Mitte stößt man dann endlich auch auf Hinweisschilder. Die Straße ist nicht öffentlich, man kann mit einer Bäderbahn, Kutschen, per Rad oder zu Fuß hingelangen. Wir wählten letztere Variante für den rund fünf Kilometer langen Weg. Der Leuchtturm selbst ist ein hübscher Backsteinbau. In einem Anbau befindet sich das „Natureum”, eine Depandance des Deutschen Meeeresmuseums. Leider gibt es für den Turm keine eigene Eintrittskarte, man muß die Ausstellung mit bezahlen. Wer sich nur für den Turm interessiert, muß mit € 5,- etwas zu viel bezahlen.

Weiterreise dann nach Stralsund, wo wir im Hotel „Amber übernachten.” Auf der Suche nach einem geeigneten Restaurant gingen wir in die falsche Richtung, nicht wissend, wie nahe wir dem Hafen sind, und fanden nur ein asiatisches Lokal. Mit Buffet, aber ok.

Asiatisches Restaurant Mr. Long, Heilgeiststraße 43A, 18439 Stralsund, Tel. 03831/666100

13. Juni, 5.Tag

Die Wettervorhersage sprach von 95% Regenwahrscheinlichkeitkeit, und in Rostock wurden wir von einem kurzen, aber heftigen Schauer überrascht. Und bei unserer Rückkehr nach Wismar regnete es - und es regnet noch immer (23:55 Uhr).
Unsere heutigen Ziele waren Bad Doberan mit dem berühmten Münster, Heiligendamm, der bekannte Badeort, und die Hansestadt Rostock. Doch es ist überraschend spät geworden, weil wir beim Abendessen auf sehr nette Deutsche aus Gütersloh getroffen sind.

Abendessen

Das Abendessen im Restaurant „Zägenkrog” war sehr gut. Wir aßen einen Butt (Scholle) gefüllt mit Frischkäse und Aalquappe gebraten (€ 12,60 bzw. 13,10), beides mundete sehr. Mehr von den Orten morgen.

Restaurant Zägenkrog, Ziegenmarkt 10, 23966 Wismar, Tel. 03841/282716
Nachtrag

Bad Doberan

Bad Doberan, Molli
Bad Doberan, „Molli” dampft durch die Stadt, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Das Münster ist wirklich beeindruckend. Es entging der Reformation und ist noch weitgehend im ursprünglichen Zustand. Für seine Größe und Hohe allerdings wirkt es innen eng, das Mittelschiff schmal und die Säulen sehr wuchtig. Berühmt ist die astronomische Uhr, die sich mit allerdings nicht erschloß.
Der Ort selbst ist nett und weist einige hübsche Gebäude auf. Eher ungewöhnlich für eine deutsche Stadt: mitten auf der Hauptstraße fährt die Eisenbahn, die Bäderbahn „Molli”. Eine nette Nostalgiebahn mit Dampfbetrieb.

Heiligendamm

Molli und wir fuhren nach Heiligendsamm, wenn au.ch getrennt. Den Ort kennt man vom G8-Gipfel vor ein paar Jahren. Damals wurde eine Mauer um den Ort gebaut. Diese ist zwar verschwunden, aber dem allgemeinen Tourismus hat sich der Ort nicht geöffnet. Das Ensemble aus Kurhalle und so weiter - die „Weiße Stadt” - ist ein großer Hotelkomplex der 5*-Klasse geworden. Schaut durchaus schön aus. Aber es gibt nur zwei Zugänge zur Promenade und dem Strand, ein Strandcafé. Allgemeines Publikum ist scheints nicht erwünscht.

Rostock

Rostock, Lange Straße
Rostock, Lange Straße, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Die größte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns (200.000 Einwohner) hat einige interessante Gebäude und Kirchen, überwältigt als Hansestadt aber nicht. Es wurde im Krieg ziemlich zerstört. Einer diese zerstörten Straßenzüge wurde als durchaus gelungenes Zitat der ehemaligen Giebelhäuser neu errichtet, aber sechs bis acht Stockwerke hoch. Ein durchaus interessantes Bild.

12. Juni, 4. Tag

Am Morgen sah es so aus, als würde uns das Hochwasser einholen. Im Landkreis Ludwigslust-Parchim drohen die Dämme nachzugeben, und in beide Städte wollten wir fahren. Aber zum Glück (für uns) waren die Städte nicht betroffen.

Schwerin

Schwerin, Schloß
Schwerin, Schloß, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Erster Zielort war Schwerin, Deutschlands kleinste Landeshauptstadt (etwa 100.000 Einwohner). Es gibt einige interessante Gebäude, aber trotz der sieben Seen fehlt der Stadt das Flair, wie es etwa Wismar hat. Und auch Hamburg, das mit der Alster einen vergleichbaren Eindruck von Wasser und Weite hinterläßt.
Obwohl im Krieg nur wenig zerstört, fehlt doch die historische Bausubstanz. Natürlich gibt es einige schöne Gebäude, aber die meisten Häuser schauen aus, als wären sie aus den 1960er-Jahren. Theater und Arsenal sind irgendwie lieblos renoviert, eigentlich nucr angemalt. Das Schloß, eine Mischung verschiedener Stilelemente, ist zwar hübsch anzusehen, könnte aber auch in einer Disneyworld stehen.
Durchaus beeindruckend natürlich der Dom. Eine ungewöhnklich helle Kirche mit einem interessanten Altarbild, einem Kreuz ähnlich wie in St. Nikolai in Wismar, aber in einem leuchtenderen Zustand. Und natürlich der Turm, den ich hinaufgestiegen bin: der bisher schlimmste Turm, und ich kenne einige. Eine enge Wendeltreppe, etwas breiter als die Schultern eines größeren Mannes, sehr schmale Stufen, sehr eng. Da kann man schon Platzangst bekommen, und es gibt bis zum Glockengeschoß auch keine Ausweichmöglichkeit. Zum Glück kam mir niemand entgegen.
Aber der Ausblick über Schwerin lohnt die Mühe. Gleichzeit stellt man aber auch den erwähnten Mangel an historischen Bauwerken fest.

Ludwigslust

Ludwigslust, Schloß
Ludwigslust, Schloß, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Etwa 30 Kilometer südlich von Schwerin liegt Ludwigslust, bekannt für das Schloß, den Schloßpark, die Schloßstraße und die Achse Schloß - Stadtkirche. Sollte man sich durchaus einmal anschauen.

Parchim

Enttäuschend hingegen das im Führer als „Barockstadt” angekündigte Parchim. Außer den beiden Kirchen (leider schon geschlossen), dem Rathaus, der ehemaligen Hauptpost und ein paar Fachwerkhäusern eigentlich nichts zu sehen. Und die Atmosphäre passt auch nicht.

Abendessen

Abendessen in dem rund 600 Meter vom Hotel entfernten Restaurant Zur Scheune. Eher einfache, aber wohlschmeckende Gerichte: ein Hamburger Schnitzel (gebackenes Schnitzel mit Spiegelei, Gemüse und Bratkartoffeln) sowie einen Scheunentopf (gebratene Schweinsfilettspitzen mit Gemüse, Spiegelei und Bratkartoffeln) um € 9,80 bzw. 11,30. Große Portionen.

Gaststätte „Die Scheune”, Dammusener Hof 2, 23966 Wismar, Tel. 03841/732217, Mo Ruhetag

11. Juni, 3. Tag

Wismar die Zweite

Die Stadt lohnt durchaus einen zweiten Besuch, man bemerkt Dinge, die beim ersten Mal nicht aufgefallen sind. Und es gibt ein paar Orte, die wir gestern nicht mehr geschafft haben: Lindengarten mit Wasserturm und dem Provianthaus aus der schwedischen Zeit, das Schabbelhaus (wird gerade renoviert) und - vor allem - die Besteigung des Turms der Marienkirche. Nur mit Führung möglich, rund 360 Stufen und 65 Meter hoch. Der Führer erzählt interessant über die Entstehung und Bauweise der Kirche (die es ja so nicht mehr gibt): fünf Millionen Backsteine waren erforderlich, die alle in der Gegend um Wismar gebrannt wurden. Jeder ist sieben Kilogramm schwer und etwa 30 Zentimeter lang. Die Leistung der Maurer war enorm.
Die Backsteine für die Renovierung des Turms kamen und kommen aus Dänemark, denn nur diese Steine passen in der Farbe. Sie kosten rund € 30,- das Stück - was verglichen mit den Preisen der Originalbacksteine sehr wenig ist. Aus dieser Zeit kommt der Begriff „steinreich”, er leitet sich nicht von den Edelsteinen ab, sondern der Möglichkeit, solche Gebäude aus Backstein zu errichten.
Geht man durch Wismar um 10 Uhr morgens, glaubt man, es ist Sonntag. Nur auf der Einkaufsstraße und dem Markt ist einiges los, sonst Stille.

Klütz

Klütz, Schloß Bothmer
Klütz, Schloß Bothmer, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Durch nette und wenig befahrene Alleenstraßen geht es in den Klützer Winkel. Unterwegs ins Auge sticht das Schild „Campingplatz Liebeslaube” - haben wir aber nicht in Augenschein genommen. Bei Klütz gibt es das Schloß Bothmer. Eine impossante Anlage, wird aber derzeit renoviert (oder wiederhergestellt) und ist eine Baustelle. Der Park ist ungepflegt. Nett auch eine Allee mit beschnittenen Linden.
Der Ort Klütz selbst hat das Uwe-Johnson-Literaturhaus, wo man einiges über den Schriftsteller erfahren kann, eine Marienkirche und eine holländische Windmühle, die ein Restaurant ist.

Boltenhagen

Boltenhagen, Musikpavillon
Boltenhagen, Musikpavillon, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Boltenhagen ist nur ein kleiner Ostsee-Badeort, aber der erste, den wir sehen. Eine Strandatmosphere, die an ähnliche Orte in Frankreich, Spanien, Italien oder der Türkei erinnert, mit dem Unterschied - alles ist deutsch. Obwohl es durch den Wind eher kühl ist und auch die Sonne sich nur zeitweilig zeigt, liegen viele Leute am Strand oder sitzen in den Strandkörben. Im Wasser hingegen sieht man kaum jemanden.
Der Ort hat eine ganz nette Strandpromenade mit einigen hübschen Häusern.

Abendessen

Abendessen im Restaurant „Seeperle Oberdeck”, eine Empfehlung des Quartiergebers. Etwas gehobene Preisklasse, aber ausgezeichnete Küche. Wir aßen „Filet vom Biolachs” und „Gebratene Jacobsmuscheln mit Risotto” - beide ausgezeichnet um € 16,50 bzw. 14,50. Wir waren sehr zufrienden.

Seeperle Oberdeck, Schiffbauerdamm 3, 23966 Wismar, Tel. 03841/3266813, Internet

Nach dem Abendessen noch ein kleiner Spaziergang in der Hafengegend, es ist ungefähr 22 Uhr und noch immer hell - einfach wunderbar!

10. Juni, 2. Tag

10:30 Uhr. Die Bahn hat es geschafft, die Überschwemmungen zu umfahren, und nun befinden wir uns auf dem Weg nach Hamburg - mit rund drei Stunden Verspätung. Besser als gar nicht.
Die Nacht war durchaus ok, ein wenig wird man durch die Gegend geworfen, und es rumpelt ziemlich. Im Schlafwagenpreis ist ein Frühstück inkludiert. Aus einem ausreichenden Angebot kann man sechs Positionen wählen. Tipp: Für zwei Weckerln Schinken und Käse oder ähnliches bestellen, die Portion Schinken sind nur zwei Scheiben. Aber auch hier gilt: besser als gar nichts.
Wir haben nun Hannover passiert, die Landschaft ist flach, einige Fachwerkhäuser und Backsteinbauten sind am Rand zu sehen. Wetter bewölkt. Damit hat die Landschaft ein anderes Gesicht.
Und auch hier sieht man Überschwemmungen. Wieder ein schlimmes Jahr. Der Begriff „Jahrhunderthochwasser” wirkt irgendwie überholt.

Wismar

Wismar ist heute eine Kleinstadt mit etwa 45.000 Einwohnern. Zur Hansezeit war es eine bedeutende Stadt, wovon nicht nur der Marktplatz zeugt, sondern die drei impossanten Kirchen.
Der Markt ist mit 10.000 m² einer der größten Norddeutschlands, gesäumt vom Rathaus und schön renovierten Giebelhäusern. An einer Seite, in der Nähe des Alten Schweden, steht die „Wasserkunst”, ein Brunnen zur Trinkwasserversorgung von 1602.

Wismar, Marktplatz mit Alter Schwede und Wasserkunst, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Beeindruckend sind auch die Kirchen. Von St. Marien ist nur noch der der 80 Meter hohe Turm erhalten. Die Kirche wurde im 2. Weltkrieg schwer beschädigt und 1960 aus politischen Gründen gesprengt. Die St. Georgen-Kirche wurde ebenfalls im 2. Weltkrieg stark beschädigt und befindet sich derzeit im Stadium des Wiederaufbaus. Innen besteht sie nur aus nacktem Backstein und beeindruckt nur durch ihre Dimensionen.

Wismar, Kirche St.-Nikolai, Juni 2013
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Am beeindruckendsten aber ist die St.-Nikolai-Kirche. Ihr 37 Meter hohes Mittelschiff ist das vierthöchste Kirchenschiff Deutschlands. Man glaubt sich in einer englischen Kathedrale und ist sprachlos angesichts der gewaltigen Macht, die diese Größe ausstrahlt.
Das Abendessen nahmen wird im Alten Schweden am Marktplatz. Ein Restaurant, das in jedem Reiseführer erwähnt wird - und trotzdem wirklich gut ist. Wir hatten „Matjeshering mit Rahmsauce” bzw. „Gebratene Scholle”, beides mit Bratkartoffeln und beides sehr gut und sehr viel. Auch preislich mit € 10 bwz. 15 absolut angemessen. Außérdem konnten wir bis 20 Uhr die Sonne genießen.
Wenn man dann um diese Zeit durch die Innenstadt spaziert, findet man sie recht leer vor, die Gehsteige eingerollt. Es ist eben eine Kleinstadt, und die Touristenwelle ist noch nicht da. Aber es ist eine sehr sympathische Kleinstadt zum Wohlfühlen.

9. Juni, 1. Tag

Abends Fahrt mit dem ÖBB-Autoreisezug von Wien nach Hamburg.

Der Zug ist kein Autoreisezug, sondern ein Nachtzug, an den ein paar Autotransporter gehängt werden. Deshalb hält er auch an allen größeren Bahnhöfen der Weststrecke. Der deutsche Autozug von München nach Hamburg hingegen hält nirgends.
Das ist aber - bis jetzt - nicht weiter störend.
Das Schlafwagenabteil ist wirklich ziemlich klein, zwei Personen haben mit Mühe Platz. Mal sehen, wenn die Sitzbank zu Betten verwandelt wird...
Zugfahren ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Links und rechts sind die Lärmschutzwände, viele Tunnels - kaum noch ein Ausblick auf das umgebende Land. Aber dafür schneller.
Dieser Zug wird nicht über Salzburg, sondern über Schärding geführt. Das erinnert mich an meine Kindheit auf dem Bauernhof meiner Großeltern bei Schärding. Von meinem Zimmer aus konnte ich in der Nacht die erleuchteten Züge sehen - und manchmal habe ich mir wohl gewünscht, mitzufahren, obwohl ich gerne bei meinen Großeltern war. Wenn man ein Flugzeug sieht, will man auch oft mitfliegen...
Nun ist es 22:45 Uhr, wir stehen seit 25 Minuten in Wels. Die Überschwemmungskatastrophe hat uns (unerwartet) eingeholt: der Bahnhof in Passau ist überschwemmt, wir können nicht weiter...
Nun ist es 23:15 Uhr. Die Verspätung ist > 180 Minuten, wir werden nach Salzburg umgeleitet - mal sehen, ob wir von dort weiter nach Hamburg kommen... Und leider gibt es kein WLAN!

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