Hamburg — Speicherstadt

Die Speicherstadt mit ihren charakteristischen roten Backsteingebäuden gehört zum Hafen und war Teil des ehemaligen Freihafens.

Die Speicherstadt

Am Sandtorkai
Speicherstadt, Am Sandtorkai, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Sie entstand in wenigen Jahren am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Folge des Beitritts Hamburgs zum Reichs-Zollgebiet. Mit dem 1. Januar 2003 wurde die Speicherstadt aus dem Gebiet des Freihafens herausgenommen. Seit dem 1. März 2008 ist sie verwaltungsrechtlich mit dem Neubebauungsgebiet auf dem Großen Grasbrook der Stadtteil HafenCity im Bezirk Hamburg-Mitte.

Sehenswürdigkeiten

„Rathaus” der Speicherstadt

Rathaus der Speicherstadt
das Verwaltungsgebäude der HHLA, genannt das „Rathaus der Speicherstadt”, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

1903 wurde das „Rathaus” der Speicherstadt, das Verwaltungsgebäude der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), nach Plänen von Hanssen & Meerwein sowie Johannes Grotjahn fertiggestellt. Ähnlichkeiten mit dem sechs Jahre zuvor von eben diesen Architekten fertiggestellten Hamburger Rathaus sind unverkennbar.

Kesselhaus und Maschinenstation

Kesselhaus
Am Sandtorkai, Kesselhaus und Maschinenstation, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Zwischen 1886 und 1887 wurde zur Versorgung der neuen Speicherstadt mit elektrischem Strom und hydraulischer Kraft zwischen dem Sandtorkai und dem Brooksfleet ein Kesselhaus mit Maschinenstation unter der Verantwortung von Franz Andreas Meyer errichtet. Über ein Rohrnetz aus Druck- und Rücklaufleitungen von 14,5 Kilometer Gesamtlänge wurden die damals hydraulisch betriebenen Kräne versorgt. Nach den schweren Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurden die Einrichtungen dezentral versorgt und der Betrieb nicht wieder aufgenommen.
Im Jahr 2000 wurde das Kesselhaus restauriert und ein Informationszentrum mit einem Modell der geplanten HafenCity eingerichtet.

Kornhausbrücke

Kornhausbrücke
Die Kornhausbrücke überspannt den Zollkanal, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Die Kornhausbrücke führt von der Speicherstadt ins Katharinenviertel. Sie überspannt den Zollkanal, der vom 13. bis 16. Jahrhundert als Stadtgraben ein Teil der Stadtbefestigung war. Noch vor wenigen Jahren bildete er an seiner Hafenseite die Zollgrenze zwischen Freihafen und Zollgebiet. Auf dieser Seite der Brücke befinden sich seit 1903 zwei Skulpturen, die die berühmten Seefahrer Christoph Columbus und Vasco da Gama darstellen. An der Südseite der Brücke standen Figuren von Ferdinand Magellan und James Cook. Diese wurden jedoch - vermutlich nach einem Luftangriff - beseitigt.

Museen in der Speicherstadt

Speicherstadtmuseum

speichermuseum01

Speicherstadtmuseum, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

speichermuseum02

Speicherstadtmuseum, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

speichermuseum03

Speicherstadtmuseum, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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Das Speicherstadtmuseum befindet sich im authentischen Rahmen eines Lagerhauses von 1888. Typische Waren und Arbeitsgeräte werden ausgestellt, die Rolle der Quartiersleute, die für die Lagerung und Veredelung der Importware zuständig waren, wird erläutert. Ebenso werden die für den Transport der Waren zuständigen Ewerführer und ihre Lastkähne (Schuten) präsentiert. Weitere zentrale Themen sind der Tee- und Kaffee­handel, der in den Kon­toren der Speicher­stadt ansässig war, sowie die Baugeschichte der Speicher­stadt selbst. Auf mehreren Böden bietet es einen Einblick in die Funktionsweise eines Lagerhauses der Speicherstadt.
Ein- bis zweimal im Monat finden hier Freitags Krimilesungen statt.
Das interessante Museum, eine private Außenstelle des Museums für Arbeit, ging aus der Ausstellung „Speicherstadt – Baudenkmal und Arbeitsort seit 100 Jahren“ hervor, die 1988 und 1989 mit großem Erfolg auf zwei Lagerböden der Firma Eichholtz & Cons. am St. Annenufer gezeigt wurde. Henning Rademacher, vormals Volontär am Museum der Arbeit, unterbreitete der Kulturbehörde den Vorschlag, die Ausstellung zu übernehmen und als Speicherstadtmuseum allgemein zugänglich zu machen. Mit rund 58.000 Besuchern pro Jahr feiert das Museum nun sein 25-jähriges Jubiläum. Die geplante große Feier am 6. Juni 2020 fiel allerdings dem Conronavirus zum Opfer.

[Speicherstadtmuseum, Am Sandtorkai 36, U3 Baumwall]

Afghanisches Museum (seit 23.12.2011 geschlossen)

Eingang Afghanisches Museum

Eingang Afghanisches Museum, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Afghanisches Museum, Innen

Afghanisches Museum, Innen, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Afghanisches Museum, Porzelan-Doktor

Afghanisches Museum, Porzelan-Doktor, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Afghanisches Museum, Teppichknüpfer

Afghanisches Museum, Teppichknüpfer, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Afghanisches Museum, Teehaus

Afghanisches Museum, Teehaus, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Afghanisches Museum, Minarett von Jam

Afghanisches Museum, Minarett von Jam, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Afghanisches Museum, Buddha-Statuen in Bamyan

Afghanisches Museum, Buddha-Statuen in Bamyan (2001 zerstört), Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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1998 gründete der afgha­nische Rechts­anwalt und Unter­nehmer Barjalai Nek Mohammad Pizad das Afghanische Museum mit dem Ziel, die Kultur und Traditionen seines Heimatlandes allen Inter­es­sierten näherzu­bringen. So war das Museum auch eher eine kulturelle Insti­tution als eine Sammlung. In einem ehemaligen Speicher unter­gebracht bestand das Museum aus einem einzigen großen Raum. Die Atmosphäre wurde durch eine gedämpfte Beleuch­tung und die traditionelle Musik geschaffen.
In verschiedenen Dioramen wurden typische Szenen aus Afghanistan dargestellt: Teppichknüpfer, ein Brotbackofen, ein Teehaus, ein transportables Zelt, eine Puppe mit der afghanischen Verschleierung, der Chadri (fälschlich oft als Burka bezeichnet), das Geschäft eines Straßenhändlers, ein Porzelan-Doktor, der zerbrochene Porzelanteekannen u.ä. repariert. Außerdem zeigte es die drei größten archäologischen Schätze Afghanistans in maßstabgetreuen Modellen: den Qala-Bist-Bogen in Lashkargah (Provinz Helmand), die 2001 von den Taliban zerstörten Buddha-Statuen in Bamyan und das Minarett von Jam aus dem 12. Jahrhundert.
In einer Ecke des Teehauses konnte man sich niedersetzen, die Atmosphäre und den wunderbaren afghanischen Tee sowie geröstete Kirchererbsen genießen.
Hinweis: Leider wurde das Museum mit 23.12.2011 geschlossen.

[Afghanisches Museum, Am Sandtorkai 32/1 - geschlossen!]

Weitere interessante Museen

Internationales Maritimes Museum: 2008 im ehemaligen Kaispeicher B eröffnet, zeigt das Museum Schiffsmodelle und -miniaturen, Konstruktionspläne, Gemälde, Uniformen und Waffen
[Internationales Maritimes Museum, Koreastraße 1, U3 Meßberg]
Miniatur Wunderland: Eine „Modelleisenbahn” mit ca. 890 Zügen auf 12.000 Meter Gleis, die Schweiz, Skandinavien, ein Fluhafen und vieles mehr
[Miniatur Wunderland, Kehrwieder 2-4 Block D, U3 Baumwall]
Deutsches Zollmuseum: Das Gebäude, das seit 2002 außerhalb der Grenzen des Freihafens liegt, war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Sitz der Hafenzollbehörde. Die Arbeit des Zolls im Hamburger Hafen und die Geschichte des Zollwesens werden erklärt
[Deutsches Zollmuseum, Alter Wandrahm 16, U3 Meßberg]
Hamburg Dungeon: Hier erwacht die grauenvolle Geschichte Hamburgs zum Leben - die Pest, der Große Brand von 1842, Piratenplage und Klaus Störtebeker
[Hamburg Dungeon, Kehrwieder 1, U3 Baumwall]

Geschichte der Speicherstadt

Für die Entstehung der Speicherstadt gibt es ein Schlüsselwort: Zoll. Zölle jeder Art kennt man seit dem Mittelalter: Straßen-, Wege- und Brückenzölle, Tor-, Markt-, Fluß- und Hafenzölle. Sie werden an den Grenzen der jeweiligen Herrschaftsbereiche eingehoben. Unter Karl dem Großen noch ein Recht der Krone, ging dieses später auf die Landesfürsten über - und vermehrte die Zahl der Grenzen.

Barbarossas Freibrief

Hamburgs Privileg des freien Handels und der Zollfreiheit geht auf den „Freibrief” von Kaiser Friedrich Barbarossa (um 1122-1190) vom 7. Mai 1189 zurück. Damit wurde Hamburg dieses Privileg für den Handel auf der Niederelbe bis zur Elbmündung gewährt. Die Echtheit dieser Zusage ist nicht verbürgt, da der Kaiser kurz danach während eines Kreuzzuges umkam. Aber die Hamburger fertigten 75 Jahre später einfach selbst die entsprechende Urkunde an und feiern jedes Jahr am 7. Mai den Hafengeburtstag.

Beitritt zum Reichs-Zollgebiet

1818 schaffte Preußen die Binnenzölle ab und gründete den Preußischen Zollverein. Dieser wurde 1834 zum Deutschen Zollverein, dem alle Bundesstaaten angehörten. Der 1866 gegründete, von Otto von Bismarck (1815-1898) angeführte Norddeutsche Bund führte 1867 zu einem neuen Zollvereinsvertrag. Lübeck, als erste der drei großen Hansestädte, trat ihm im folgenden Jahr bei - gegen Zusicherung eines besonderen Freilagers. Bremen sträubte sich zu lange und bekam am Ende nichts. Hamburg trat ihm gerade zur rechten Zeit bei und sicherte sich so seinen 16 km² großen Freihafen für die Zukunft.
1881 trat Hamburg dem Reichs-Zollgebiet bei, erhielt jedoch die Freihafenberechtigung für die Norderelbe mit allen Hafen- und Kaianlagen, Straßen- und Häuserkomplexen sowie die der Stadt gegenüberliegenden Elbinseln samt dem Stadtteil Steinwerder. Die Zoll- und Steuerverwaltung des Zollausschlußgebiets blieb den hamburgischen Behörden vorbehalten, das Reich übernahm die Hälfte der Kosten für notwendige Bauten, Anlagen und Einrichtungen.
Dieses Gebiet war nun in einem knappen Zeitrahmen zu errichten, denn schon 1888 sollte der Zollanschluß wirksam werden. Und es sollte eine Speicherstadt werden, ohne Wohnungen (mit Ausnahme der für die Lageraufseher, Hafen-, Zoll- und Polizeibeamten erforderlichen) und ohne Räume für den Detailhandel.

Planung und Umsiedlungen

karte_speicherstadt_1890
Karte der Speicherstadt um 1890
Quelle: Wikipedia

Die Vorbereitungen der Planung dauerten bis 1885, für die Errichtung des ersten Bauabschnitts bleiben gerade drei Jahre. Dabei stand jedoch nicht eine leere Fläche zu Verfügung, sondern es mußte ein dicht besiedelter und beliebter Stadtteil „niedergelegt” werden. Seine rund 20.000 Bewohner wurden „dislociert”, also vertrieben und in anderen Stadtteilen angesiedelt. Dem abstrakten Gemeinwohl wurde das konkrete Wohl der Menschen geopfert, ohne Skrupel. Anhänglichkeit und Heimatgefühle waren kein Thema, entschädigt wurden nur die Grundstückseigentümer. Ungefähr 1.000 Häuser wurden abgerissen.

„Der größte Teil des Katharinenkirchspiels - zu welchem die Kehrwieder-Wandrahm-Insel gehört - mußte niedergelegt werden samt dem vornehmen Wandrahm mit seinen stolzen Barockpalästen der Patrizier; ebenso verschwanden die eigenartigen alten Straßenzüge des Brooks, des Kehrwieders usw. mit ihren vielen malerischen Fachwerkhäusern, in den, eng zusammengedrängt, die sogenannten kleinen Leute und Arbeiter wohnten, um für neue Straßenanlagen und Kanäle mit gewaltigen Lagerhäusern Raum zu schaffen.” (Hamburg und seine Bauten, 1914).

Der Fotograf Georg Koppmann (1842-1909) hielt die verschwindenden Stadtteile im Auftrag der Baudeputation fest. Seine Bilder befinden sich im Staatsarchiv, einige sind in dem Band „Die Hamburger Speicherstadt” wiedergegeben und lassen den Geist dieser Viertel noch erahnen.

Der Bau

Prototyp des Bautypus des modernen Speicherhauses war der Mitte des 19. Jahrhunderts vom Hamburger Architekten Alexis de Chateauneuf (1799-1853) errichtete Speicher am Nikolaifleet. Sein erster Nachkomme war der 1875 in Betrieb genommene Kaispeicher A. Das Wahrzeichen des Hamburger Hafens, auch Kaiserspeicher genannt, wurde zunächst außerhalb der Speicherstadt auf der dreieckigen Landzunge Kaiserhöft errichtet. Er wurde im Krieg teilzerstört und 1963 gesprengt. 1963-66 wurde nach den Plänen von Werner Kallmorgen (1902-1979) an derselben Stelle der neue, trapezförmige Kaispeicher A errichtet, ein mit roten Ziegeln verblendeter Stahlbetonskelettbau. Allerdings war die Nutzung der 30.000 m² großen Lagerfläche durch einen zu geringen Abstand der Stützen nur eingeschränkt möglich: für Gabelstapler und Europaletten ungeeignet. Mit dem Aufkommen der Container verlor das Gebäude endgültig seine Bedeutung und ursprüngliche Nutzung. 2007 wurde es entkernt und hier die Neue Elbphilharmonie errichtet, deren Fertigstellung 2017 sich allerdings bei explodierenden Kosten stark verzögert hat.

Speicherstadt um 1890
Quelle: Wikipedia

1885-89: Erster Bau-Abschnitt

Unter dem Oberingenieur der Baudeputation Franz Andreas Meyer (1837-1901) entstand das quantitativ größte, historisch bedeutsamste und eindrucksvollste Werk der Backsteinarchitektur aus der Hannoverschen Schule von Conrad Wilhelm Hase (1818-1902): die Speicherstadt. Zwischen 1885 und 1889 wurden zwischen der Kehrwiederspitze und Kannengießerort beiderseits des Kehrwieder- und Brookfleets die Speicherblöcke A-H und J-O errichtet, die etwa 60% der Gesamtanlage darstellten. Obwohl wegen der verschiedenen Grundrissformen der einzelnen Baublöcke eine schematische Bebauung nicht möglich war, folgen die Speicherblöcke doch einheitlichen Formen: die Breite der Speicher beträgt etwa 28 Meter, die Länge wurde aus Brandschutzgründen auf etwa 400 Meter begrenzt. Die Höhe beträgt 5-7 Stockwerke, Böden genannt. Im 3,20 Meter hohen Erdgeschoß mit einer Tragfähigkeit von 1800 kg/m² wurden vielfach Kontorräume eingerichtet. Die ersten drei Böden sind 2,95 Meter hoch, die darüber liegenden 2,75 Meter, ihre Tragfähigkeit beträgt 1500 kg/m². Die Dachböden tragen noch 500 kg/m². Alle Speicher stehen auf 12 Meter tiefen Eichenpfahlgründungen, die mit Dampframmen in den Marschboden getrieben wurden.

1891-1907: Zweiter Bau-Abschnitt

Ab 1891 wurden auf der Wandrahminsel mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen: Block P, Q und R, bis 1896 fertiggestellt. Der dritte Bauabschnitt begann 1899 und umfasste die Blöcke S, T, W, U sowie V und X. Block S, T und W wurden vom Architekten Gustav Schrader 1904, Block U 1902/03, Block V 1905-07 fertiggestellt. Sie weisen ein beständiges, trockenes Innenklima auf: keine Hitze im Sommer, keinen Frost im Winter. So waren sie für die Lagerung von Gewürzen oder Trockenfrüchten genauso geeignet wie für Teppiche oder Computer.
Die Lagerhäuser können sowohl zu Wasser wie zu Land über Fleet oder Straße erreicht werden. Die Fleete sind etwa 20 Meter breit, die Straßen 6 Meter über der Kanalsohle angelegt.

karte_speicherstadt
Karte Speicherstadt Hamburg
Quelle: Open Street Map

In der Speicherstadt finden sich zahlreiche Kanäle und Fleete (Zollkanal, Brooksfleet, Kehriwderfleet, St. Annenfleet, Holländischbrookfleet und Wand­rahmsfleet) sowie Häfen (Sandtorhafen, Brooktorhafen). Da jeder Speicherblock sowohl wasser- als auch straßenseitig erreichbar sein mußte, wurden die Straßen innerhalb der Speicherstadt ausreichend hoch angelegt und durch Brücken untereinander verbunden. Interessant sind die überwiegend noch vorhandenen schmiedeeisernen Geländer der Brücken.

Die Architekten

Franz Ferdinand Carl Andreas Meyer

Franz Ferdinand Carl Andreas Meyer (1837-1901) wuchs in Hamburg auf. 1854 schrieb er sich an der Polytechnischen Schule Hannover ein. Während seines Studiums wurde er von einem seiner Lehrer, Conrad Wilhelm Hase, entscheidend geprägt, und er schloss sich der Hannoverschen Architekturschule an, nach deren Vorstellungen er zeitlebens baute.
Georg Thielen (1853-1901) studierte Ingenieurwissenschaften an der Polytechnischen Schule in Hannover, wo er in Kontakt mit Franz Andreas Meyer kam, bei dem er während der Wallregulierung arbeitete. 1881 etablierte er sich als selbständiger Architekt und errichtete die Blöcke A-N und P.
Wilhelm Emil Meerwein (1844-1927) kam 1873 nach Studien in Zürich (bei Gottfried Semper), Karlsruhe, Frankfurt und Berlin nach Hamburg, wo er mit Bernhard Georg Hanssen (1844-1911) ein erfolgreiches Architekturbüro gründete. Sie errichteten den Kaispeicher B, die Blöcke Q, R und U sowie gemeinsam mit Stammann & Zinnow die Blöcke N und O.
Hugo Stammann (1831-1909) entstammte einer Hamburger Architektenfamilie und machte sich 1864 mit Gustav Zinnow (1846-1934) selbständig.
Werner Kallmorgen (1902-1979) war nach dem Zweiten Weltkrieg für den Wiederaufbau der Speicherstadt verantwortlich, wobei er im Wesentlichen dem Geist der urspünglichen Architektur folgte und nur teilweise Vereinfachungen vornehmen mußte.

Zerstörung und Wiederaufbau

Durch die alliierten Bombardierungen wurden im Zweiten Weltkrieg rund 50% der Lagerflächen zerstört. Besonders betroffen waren die Speicherblöcke A-C und J-K, von denen nur der Block K 1961 wieder errichtet wurde. Mittlerweile ist er nicht mehr vorhanden und durch die Bürohäuser des Hanseatic Trade Center ersetzt worden. Weniger zerstörte Gebäude wurden ab 1952 rekonstruiert und wieder aufgebaut. Maßgeblich beteiligt war hier der Architekt Werner Kallmorgen.

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Hanseatic Trade Center am Kehrwiederfleet, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Strukturwandel und Neunutzung

Mit dem Aufkommen des Containerverkehrs in den 1980er-Jahren verlor die Speicherstadt weitgehend ihre Bedeutung als Lagerplatz. Für die Mieter wurden am südlichen Elbufer beim Kleinen Grasbrook neue Betriebsgebäude entwickelt. Nur die Teppich-, Kaffee- und Teehändler verblieben in der Speicherstadt, es mußte also ein neuer Mieterstamm gefunden werden. Dies gelang auch durch die Ansiedlung von Betrieben aus der Mode- und Werbebranche, Steuerkanzleien und Versicherungen, Film und Funk, Musical und Theater, Gastronomie, Museen und Entertainment.

Weltkulturerbe

Am 5. Juli 2015 hat das UNESCO-Welterbekomitee die Hamburger Speicherstadt und das Kontorhausviertel mit dem Chilehaus in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Diese Stätte würde auf einzigartige Weise die Folgen des rasanten internationalen Handelswachstums im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert symbolisieren, so das Komitee.