Hamburg — Hafen

Hamburg liegt nicht am Meer - bis zur Nordsee (Cuxhaven) sind es noch 110 Kilometer, zur Ostsee 60 Kilometer. Dennoch ist der Hamburger Hafen ein Seehafen. Er ist nach Rotterdam der zweitgrößte Hafen Europas und mittlerweile der achtgrößte Containerumschlagplatz der Welt.

Der Hafen

Der Hamburger Hafen breitet sich auf einer Fläche von 74 km² aus und umfasst damit etwa ein Zehntel des gesamten Stadtgebiets. Pro Jahr löschen hier über 12.000 Schiffe ihre Ladung oder nehmen Waren auf, die wiederum in weltweit über tausend Häfen verschifft werden. Nach Hamburg gelangen auf diesem Weg u.a. Kaffee aus Südamerika, Teppiche aus dem Orient, Tee aus Indien oder Hightech-Produkte aus Japan. 40.000 Menschen arbeiten direkt im Hafen, weitere 100.000 sind bei Reedereien, Speditionen und anderen Dienstleistern sowie Zulieferbetrieben aller Art beschäftigt. Der Hafen ist damit der größte Arbeitgeber und der bedeutendste Wirtschaftsfaktor der Hansestadt Hamburg.

Der Hamburger „Hafen”, Blick von Steinwerder, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Genau genommen gibt es „den Hafen” gar nicht. Der Hamburger meint damit meist die Uferpromenade zwischen Baumwall und den Landungsbrücken, mit der „Rickmer Rickmers” und der „Cap San Diego” nur noch eine Erinnerung an den ehemaligen Hafen.

    Tatsächlich besteht der Hafen aus verschiedenen Teilen:
  • dem Kleinen Grasbrook mit dem Moldau-, Saale-, Spree- und Hansahafen sowie dem Überseezentrum und dem Südwest-Terminal (eines der letzten Stückgutterminals);
  • Steinwerder mit den Werftanlagen von Blohm + Voss und anderen;
  • dem Südlichen Hafenrand mit seinen Öllagern, großteils nicht öffentlich zugänglich;
  • dem Westlichen Hafenrand mit den Containerteminals Waltersdorf und Altenwerder - nur noch die Kirche erinnert an das früher hier stehende Dorf;
  • dem Nordufer der Elbe mit der Lotsen- und Kapitänssiedlung Övelgönne sowie dem Fischereihafen.

Freie Innenstadtkarte von Hamburg, Hafen
Freie Innenstadtkarte von Hamburg, Hafen (Ausschnitt)
Quelle: Marcus Venzke
St. Pauli Landungsbrücken Alter Elbtunnel Rickmer Rickmers

 

Sehenswürdigkeiten

St.-Pauli-Landungsbrücken

St.-Pauli-Landungsbrücken
St.-Pauli-Landungsbrücken, Blick von Steinwerder, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Die Landungsbrücken sind ein schwimmender Bahnhof. Von hier aus starteten die Auswanderer des 19. und 20. Jahrhunderts in die Neue Welt, legten lange Zeit die Fähren nach England ab. Urspünglich befand sich an dieser Stelle eine 1839 errichtete Anlegestelle für Dampfschiffe, die man wegen der Brandgefahr etwas abseits des Hafens haben wollte.
1907-09 wurde nach Plänen der Altonaer Architektengemeinschaft Ludwig Raabe (1862-1931) und Otto Wöhlecke (1872-1920) - sie errichteten auch das nördliche Eingangsgebäude des Alten Elbtunnels - das 200 Meter lange Empfangsgebäude errichtet. Die fast 700 Meter lange Pontonmeile hinter dem Empfangsgebäude ist über 10 bewegliche Brücken vom Festland aus zugänglich. Sie diente ursprünglich den Personendampfern der Überseelinien als Anlegestelle. Heute verkehren hier nur noch Hafenfähren der HADAG, Hafenrundfahrtschiffe und Barkassen, Passagierschiffe im Unterelbedienst sowie die Katamarane nach Helgoland.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Schiffanleger weitgehend zerstört, die heutigen Pontons sind aus den Jahren 1953-55. Sie erhielten ein begehbares Dach und bilden damit ein durchgehendes Promenadendeck. Heute sind die Landungsbrücken ein innerstädtisches Familienausflugsziel, eine Flaniermeile mit Fischlokalen, Hafenkneipen und Bänken zum Ausruhen. Am östlichen Ende steht der Pegelturm, der über dne aktuellen Stand der Gezeiten informiert. Den westlichen Abschluß bildet der Eingang des Alten Elbtunnels.

[St. Pauli Landungsbrücken, U3 S1 S2 S3 Landungsbrücken]

Alter Elbtunnel

Alter Elbtunnel, Eingang

Alter Elbtunnel, Mai 2011
Eingang St.-Pauli-Landungsbrücken
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Einfahrt Steinwerder

Alter Elbtunnel, Mai 2011
Hinweisschild in der Röhre
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Alter Elbtunnel, Mai 2011
Einfahrt Steinwerder
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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Im späten 19. Jahr­hundert wurden in Hamburg die ersten Elbbrücken errichtet. Im Hafen­viertel St. Pauli war dies jedoch wegen der Hochsegler nicht möglich. Da aber etwa 40.000 Dockarbeiter in den auf­blühenden Werften am Südufer der Elbe beschäftigt waren, mußten ganze Flotten von Fährschiffen diese Arbeiter von ihren Woh­nungen zum Arbeits­platz und zurück­bringen. Diese Situation war auf Dauer unhaltbar, und so entschloß man sich 1901, einen Tunnel nach Vorbild des Clyde-Tunnels in Glasgow unter der Elbe anzulegen.
Die beiden nebeneinander liegenden, 426,5 Meter langen Tunnelröhren führen von den St.-Pauli-Landungsbrücken bis zu den Werften in Steinwerder am Südufer der Elbe. Die Röhren haben einen Durchmesser von 6,06 Meter und eine Fahrbahnbreite von 1,92 Metern. An den Tunnelenden wurde ein Eingangsgebäude errichtet, in dem jeweils zwei Aufzüge die Fahrzeuge 24 m hinauf oder hinunter transportierten. Nachts und Sonntags ist der Tunnel für Autos geschlossen. Für Fußgänger gibt es einen Lift und eine Wendeltreppe.
1911 wurde der Tunnel eröffnet. Die Wände und die weiß gefliesten Tunnel sind mit Majolika-Ornamenten zu maritimen Themen - Fische, Hummer, Segelboote - geschmückt. In der Tunnelmitte liegt der durchschnittliche Flutpegel der Elbe genau 20 Meter darüber. Das Eingangsgebäude auf der Steinwerder-Seite hat nur ein Flachdach anstelle einer Kuppel. Beide Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg beschädigt, aber nur die Kuppel auf der St.-Pauli-Seite wurde mit Kupferblech restauriert.

1968-1975 wurde etwa drei Kilometer westlich der dreiröhrige Neue Elbtunnel gebaut, in dem die Autobahn A7 die Elbe unterquert. Der Tunnel gehört mit 3325 Metern Länge - die eigentliche Tunnelstrecke beträgt 2653 Meter - zu den längsten Unterwassertunneln der Welt. 2002 wurde er um eine vierte Tunnelröhre erweitert.

[St. Pauli Landungsbrücken, U3 S1 S2 S3 Landungsbrücken]

Rickmer Rickmers

Rickmer Rickmers

Rickmer Rickmers, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Rickmer Rickmers

Rickmer Rickmers, Mai 2011
Vorderdeck
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Rickmer Rickmers

Rickmer Rickmers, Mai 2011
Kombüse
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Rickmer Rickmers

Rickmer Rickmers, Mai 2011
Kapitänskajüte
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Rickmer Rickmers

Rickmer Rickmers, Mai 2011
Steuerrad, im Hintergrund die „Cap San Diego”
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Rickmer Rickmers

Rickmer Rickmers, Mai 2011
Galionsfigur
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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Neben der „Cap San Diego” ist die 1896 in Bremerhaven erbaute „Rickmer Rickmers” Hamburgs wohl bekann­testes Museums­schiff. Sie ist 97 Meter lang, 12,2 Meter breit und einer der letzten Großsegler mit Stahl­rumpf. Seit 1987 liegt sie als schwimmendes Wahr­zeichen an den Land­ungs­brücken. Trotz ihrer Segel­fläche von 3.500 m² war sie, 80 Jahre nach der Erfindung der Dampf­schiff­fahrt, schon beim Stapellauf eigentlich ein seetechnischer Dinosaurier.
Der Ostindienfahrer wurde unter anderem im Salpeter­handel mit Chile eingesetzt und wechselte mehrmals den Namen. 1916 von Potugal beschlagnahmt, fand sie Verwendung als Schulschiff für den Marinenachwuchs und wurde 1962 abgetakelt. Bis 1983 gammelte sie als Depotschiff vor sich hin, wurde dann vom Verein Windjammer für Hamburg erworben, nach Hamburg geschleppt und restauriert.
Die Galionsfigur sollte das Schiff vor Unglück bewahren und den Kurs des Schiffes im Auge behalten. Modell für die Figur war der vierjährige Enkel des Firmengründers der Rickmers-Werft.
Zu besichtigen sind u.a. die Offiziersmesse, der Kartenraum, der Arztraum, ein Wachraum und verschiedene Unterkünfte.

[Rickmer Rickmers, tägl. 10-18 Uhr, St. Pauli Landungsbrücken Brücke 1, U3 Baumwall | U3 S1 S3 Landungsbrücken]

Cap San Diego

Cap San Diego
Cap San Diego, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Der letzte erhaltene klassische Stückgutfrachter wurde 1961/62 für die Reederei Hamburg-Südamerikanische Dampfschiffahrts-Gesellschaft Eggert & Amsinck (kurz Hamburg-Süd) gebaut. Bis 1981 fuhr die 160 Meter lange und mehr als 20 Meter breite „Cap San Diego” hauptsächlich an die Ostküste Südamerikas. 120 Rundreisen zu je ca. 60 Tagen. In seinem Kühlraum transportierte der Stückgutfrachter hauptsächlich Bananen. Ab den 1970er Jahren galt sie als hoffnungslos veraltet, das Zeitalter der Containerschiffe hatte begonnen. Seit 1986 liegt sie als „größtes fahrtüchtiges ziviles Museumsschiff der Welt” an der Überseebrücke. Nach umfangreichen Überholungs- und Restaurierungsarbeiten wurde sie 2003 in die Hamburger Denkmalliste eingetragen.

[Cap San Diego, tägl. 10-18 Uhr, Überseebrücke, U3 Baumwall | U3 S1 S3 Landungsbrücken]

Hafen — Geschichte

Unter dem Schaumburger Grafen Adolf III. (1164-1203) entstand am Ende des 12. Jahrhunderts am Nikolaifleet in der heutigen Altstadt ein erster Hafen vor der Mündung der Alster. Im 16. Jahrhundert wurde die Norderelbe mit in das Hafengebiet einbezogen. Als die Schiffe größer wurden, verschob man im 17. Jahrhundert das Hafenzentrum in Richtung des heutigen Binnenhafens. Vor der Alstermündung richtete man den Niederhafen ein. Von den ankernden Schiffen wurden die Waren mit kleinen Schuten und Ewern (flache Boote) über die Fleete zu den Speicherhäusern transportiert. Das Hafengebiet dehnte sich dann fortschreitend in Richtung Süden aus.
Als in der Mitte des 19. Jh. die ersten Dampfschiffe die Segler ersetzten und ein wahrer Schifffahrtsboom einsetzte, reagierte man mit einem weiteren großzügigen Ausbau. Schon nach wenigen Jahren erstreckten sich die Hafenanlagen über das Gebiet zwischen den beiden Armen der Elbe. Für Aufschwung sorgte auch der Anschluss ans Eisenbahnnetz, denn dadurch konnten die Waren sofort vom Schiff auf die Züge umgeladen und zügig weitertransportiert werden.
In zahlreichen Werften entstanden immer neue Schiffe, doch Mitte der 1970er-Jahre erwuchs im Schiffsbau zunehmend Konkurrenz aus dem ostasiatischen Raum. Massive Einbrüche drohten. Auch aus diesem Grund - und weil Hamburg schon immer mit der Zeit ging - vollzog sich in den 80er-Jahren eine wirtschaftliche Neuausrichtung des gesamten Hafens.

hafen-1884
Fleet und Straße Holländische Reihe vor dem Abriß 1884, jetzt Speicherstadt Hamburg
Foto Strumper & Co Hamburg 1884

In den vergangenen Zeiten schipperten Barkassen und Schuten durch den Hafen, schwer beladene Sackkarren wurden über die Kais geschoben. Unmengen an Waren lagerten in den Speicherhäusern. Und in den Kneipen am Hafenrand ging beim Seemannsliedersingen die hart verdiente Heuer drauf.
Heute stehen im Hamburger Hafen Hightech-Containerterminals, die das Löschen der meisten Schiffe vollautomatisiert und computergesteuert übernehmen. Die genormten Schatzkisten der Meere stapeln sich in den Terminals zu Tausenden, jeden Tag wird geliefert und abtransportiert - per Schiff, per Bahn oder per Lkw. Infolge der sehr viel schnelleren Abfertigung können die enormen Liegekosten der Großcontainer (etwa 40.000 Dollar am Tag) deutlich reduziert werden.
Was im Zuge dieser kolossalen Hafenmodernisierung allerdings verschwand, ist die gute alte Hafenromantik. Und mehr noch: Für den Bau des modernsten Computerterminals Europas musste ein ganzes Dorf weichen - Altenwerder, von dem heute nur noch Kirche und Friedhof existieren. Hier wurde 2002 der HHLA Container Terminal Altenwerder in Betrieb genommen.

Anfang des 19. Jahrhunderts betrug die Tiefe der Elbe 3-4 Meter. 1999 wurde die Elbe bis zur Nordsee auf 14,9 Meter Kartennull (KN) vertieft, so daß selbst extrem große Containerschiffe die Strecke befahren können. Die geplante weitere Vertiefung auf 15,9 Meter KN ist umstritten und bisher nicht umgesetzt.
Das Gründungsdatum des Hafens, der 7. Mai 1189, wird jährlich in Erinnerung an den (gefälschten) Freibrief Barbarossas als Hafengeburtstag gefeiert.Top

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